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Kultur: Transalpin

Konzert mit der „Kleinen Cammer-Musik“

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Dem wahrscheinlich ersten geschlossenen Kammermusikzyklus der Musikgeschichte, dem „Armonico Tributo“ von Georg Muffat, der trotz seiner musikgeschichtlichen Bedeutung im heutigen Konzertbetrieb nur äußerst selten zu hören ist, widmet sich das Potsdamer Ensemble „Die Kleine Cammer-Musik“ bei seinem Doppelkonzert in der Reihe „Harmonia Mundi – Musica Coelestis“ am morgigen Freitag um 18.30 Uhr im Bürgerhaus am Schlaatz und am Samstag, 29. Mai um 19.30 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci. Im Anschluss an das Konzert in der Friedenskirche ist ein Nachtgespräch mit Helene Harth, Professorin an der Universität Stettin über „Italien als Sehnsuchtsland der Deutschen von Goethe bis Hans Werner Henze“ geplant. Insbesondere die ungewöhnliche Besetzung – neben zwei Violinen (Rahel Mai und Wolfgang Hasleder) und Cembalo (Sabine Erdmann) sorgen gleich drei Gamben unterschiedlicher Größe (Sarah Perl, Friederike Däublin und Kathrin Sutor) für einen besonders warmen, innigen Klang – macht das Konzert zu einem besonderen Hörerlebnis.

Neben Muffats „Armonico Tributo“ sind Werke von Corelli, Legrenzi und Rosenmüller zu hören, denn all diesen italienischen und deutschen Komponisten ist gemein, dass sie einen Teil ihrer Inspiration jeweils auf der anderen Seite der Alpen fanden. Schon seit dem 16. Jahrhundert war es für Musiker aus dem Norden üblich, nach einer Erweiterung des musikalischen Horizonts in Italien zu suchen. Andererseits übte im 17. Jahrhundert der habsburgische Kaiserhof in Wien große Anziehung auf italienische Musiker aus, die sich dort um Anstellung bemühten. So bewirkte der Bildungsaufenthalt deutscher, österreichischer und böhmischer Musiker in Italien nicht selten einen zweigleisigen Stiltransfer. Wie Georg Muffat den ausdrucksstarken konzertanten Duktus der italienischen „Sonata“, das Spiel mit Licht und Schatten nach Salzburg importierte, konnte Arcangelo Corelli das imitierende Stimmengeflecht der deutschen Kontrapunktik in seine Triosonaten einbinden. Und Giovanni Legrenzi konnte von dem ins venezianische Exil geflüchteten Johann Rosenmüller lernen, wie man sich mittels einer Sonata à 4 am Kaiserhof vorstellt.

Die Konzertreihe „Harmonia Mundi – Musica Coelestis“ schlägt 2010 bereits im zweiten Jahr mit Konzerten Alter Musik eine kulturelle Brücke zwischen den Milieus der historischen Potsdamer Innenstadt und des Neubauviertels am Schlaatz. Das Ensemble „Die Kleine Cammer-Music“, das unter anderem die alljährliche Venezianischen Nacht an der Potsdamer Friedenskirche organisiert, spielt Musik des 17. und 18. Jahrhunderts auf historischen Instrumenten. Der Eintritt zur öffentlichen Generalprobe mit Einführung im Bürgerhaus am Schlaatz ist frei, der Eintritt zum Konzert in der Friedenskirche kostet 16, ermäßigt 10 Euro. kip

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