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Kultur: Tröstlich

Mozarts Reqiuem erklang in St. Nikolai

Stand:

Orchester, Chor, Solisten und Dirigent wurden beim Einzug in die Kirche mit Beifall begrüßt – wie beim Konzert üblich. Doch Björn O. Wiede, der Kantor und Organist von St. Nikolai, bat die Zuhörer das Konzert in Stille ausklingen zu lassen, mit Rücksicht auf den Totensonntag und auf diejenigen, die an diesem Tag um einen Entschlafenen trauern.

Wiede hatte die wohl ergreifendste Requiem-Vertonung für eine Aufführung in der Kuppelkirche am Alten Markt ausgewählt, die von Fragen, Legenden und Diskussionen umgebene Totenmesse Wolfgang Amadeus Mozarts. Die anonyme Auftragskomposition für den Grafen von Walsegg-Stuppach wurde nach Mozarts Tod von Franz Xaver Süßmayr fertiggestellt. Doch die Vervollständigung des Mozart-Schülers ist nicht frei von Schwächen. Diese hat der Forscher Franz Beyer versucht, abzumildern. In seiner Neufassung wurden vor allem die Instrumentation und die Stimmführung korrigiert. Kantor Wiede wählte die Beyer-Bearbeitung für die Aufführung des Requiems in d-Moll. Anstelle des von Süßmayr hinzugefügten Sanctus gab es einige Minuten der Stille zum Totengedenken, begleitet vom Glockenklang.

Requiem aeternam dona eis Domine – Herr, gib ihnen die ewige Ruhe. Nicht ausladend und energisch sang der Nikolaichor den Anfang der Messe, sondern eher betend und meditierend. Mit einem homogenen Klang und innerem Elan wussten die Sängerinnen und Sänger ihren Part glanzvoll zu bestreiten. Aber diese Leistung wurde bei „Rex tremende majestatis“ leider geschwächt, da der Chor „auseinandergerissen“ wurde, um den Gesangssolisten Platz zu machen, die teilweise die Chorpartien mitsangen. Der Nikolaichor erreichte nun nicht mehr die Geschlossenheit wie zu Beginn. Einfühlsam und tonschön sang das Solistenquartett mit Ulrike Staude, Sopran, Jale Papila, Alt, Markus Brutscher, Tenor, und Jörg Hempel, Bass. Hempels Stimme konnte sich leider beim „Tuba mirum“ nicht durchsetzen, da es seinem Bass an Durchschlagskraft gebricht. Als Orchestermusiker fungierten Mitglieder der Philharmonie 2000. Bei ihrem Spiel ließen sie es, wie die anderen Mitwirkenden, an Ausdruck und Seele nicht missen. Die Zuhörer dankten den Musizierenden und Singenden sowie Björn O. Wiede, der zum Konzertauftakt Mozarts Fantasie f-Moll an der Orgel konzentriert und abwechslungsreich musizierte, mit hochachtungsvollem Schweigen – bis der letzte Musiker und Chorsänger das Podium verlassen hatte. Denn wohl jeder der Zuhörer hat gespürt, welch große und tröstliche Musik in der Nikolaikirche erklang, mit welcher Intensität, trotz einiger Einwände, sich die Ausführenden dem Werk annahmen. Klaus Büstrin

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