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Kultur: Über das Abschiednehmen

Ina Walter beendet ihr freiwilliges Kulturjahr mit der Inszenierung „Pompinien“

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Ina Walter beendet ihr freiwilliges Kulturjahr mit der Inszenierung „Pompinien“ Der Kopf träumt von fremden Landschaften und Kulturen, hat Lust auf Ideen anderer Menschen. Doch das Herz ist hin- und hergerissen. Denn Zuhause ist der beste Freund, die Geliebte, der Bruder ... Ums Abschiednehmen und Verlassenwerden geht es in dem Stück „Pompinien“ von Ingeborg von Zadow, das heute im Theaterhaus Premiere hat. Auf die Bühne bringen es acht Mitglieder des Theaterjugendklubs in der Spielleitung von Ina Walter. Die junge Frau weiß um die große Verantwortung, die sie mit der Regie auf ihren schmalen Schultern trägt und ist vor Lampenfieber ganz aufgeregt. Doch der gestrige Durchlauf macht sie zuversichtlich, dass sie mit ihrem spielfreudigen Team auch vor Publikum bestehen wird. Mit ihren erst 20 Lenzen ist Ina Walter schon fast ein alter Theaterhase. Vor fünf Jahren entdeckte die Potsdamerin ihre Liebe zur Bühne, spielte in den Jugendklub-Inszenierungen „Der Park“ von Botho Strauß, „Ich und du“ von Ingeborg von Zadow oder „Pit Pikus und die Möwe Leila“ von Friedrich Wolf. Doch nicht als große Schauspielerin will sie die Bretter, die die Welt bedeuten, erobern. Ihr Berufswunsch zielt mehr auf das Agieren davor und dahinter und heißt Theaterpädagogik. Um schon vor dem Studium tiefer hinter die Kulissen zu schauen, kam ihr das auch in Brandenburg angeschobene Modellprojekt „Jugend & Kultur freiwillig“ – das dem sozialen und ökologischen Jahr ähnelt – gerade recht. Begeistert geht sie seit Oktober vergangenen Jahres der Theaterpädagogin Manuela Gerlach zur Hand und entwickelte auch eigene Projekte, wie die Theatertour um den Jungfernsee als Einstimmung zu „Hasse Karlsson“. Die Spielleitung zu „Pompinien“ ist nunmehr der krönende Abschluss dieses freiwilligen Jahres. „Der Umgang mit den Jugendlichen hat sehr gut geklappt, obwohl ich rein körperlich ja schnell zu überrennen wäre. Aber ich habe mich gelernt durchzusetzen“, so Ina Walters erfreuliches Resümé. Seit Februar 2003 feilte sie im aufgeschlossenen Miteinander an dem von ihr ausgesuchten Stück. An Ingeborg von Zadows „Pompinien“ reizte sie vor allem das allen Jugendlichen vertraute Thema Abschied und Trennung. Nun ist das Stück allerdings für zwei Personen geschrieben und Ina Walter hatte acht Spieler zu „befriedigen“. In Improvisationen näherten sich alle auf ihre Weise diesem Text und schließlich kristallisierten sich vier Paare heraus, die ganz unterschiedlich den Text interpretieren. „Ich habe gestaunt, wie variabel das Material ausgelegt und wie unterschiedlich Abschied sein kann.“ Christin Schulz spielt beispielsweise eine Schwester, die von ihrem Bruder Abschied nimmt. „Ich konnte mich gut in die Rolle hineinversetzen, da ich Zuhause auch einen kleinen Bruder habe. Er ist zwar meist sehr nervig, doch wenn er auf Klassenfahrt ist, fehlt er mir doch.“ Franziska Tietz wiederum wird in der Inszenierung von ihrer Freundin verlassen. „Ich habe gerade in den Ferien einen ähnlichen schmerzvollen Abschied durchlitten, als ich in Frankreich meine Brieffreundin besuchte. Ich wäre gern bei ihr geblieben, anderseits wollte ich auch zu meinen Eltern zurück.“ Und genau dieses Hin- und Hergerissensein beschreibt „Pompinien“, das wie Safari und Schwarzwälder Kirschtorte auf einmal ist – ein frohlockendes Fantasien. Heidi Jäger

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