Kultur: Über Nachkriegskarrieren der Intellektuellen Debatte in Ausstellung „Die dritte Front“
Literarische Zeugnisse aus dem Dritten Reich und der frühen DDR präsentiert die Ausstellung „Die Dritte Front. Literatur in Brandenburg 1930-1950", die noch bis Ende Oktober im Kutschstall Am Neuen Markt zu sehen ist.
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Literarische Zeugnisse aus dem Dritten Reich und der frühen DDR präsentiert die Ausstellung „Die Dritte Front. Literatur in Brandenburg 1930-1950", die noch bis Ende Oktober im Kutschstall Am Neuen Markt zu sehen ist. Die Präsentation hat ein kontroverses Echo in der Presse gefunden. „Eine überflüssige Ausstellung“, urteilt Harald Wessel in der „Jungen Welt“, und im „Neuen Deutschland“ wird der „Eifer der Entlarver“ gegeißelt. Kritisiert wird die gemeinsame Präsentation von Literatur aus dem Dritten Reich und den ersten Nachkriegsjahren sowie die zurückhaltende Kommentierung des Gezeigten. Darf man die erstaunliche Wandlung des Schriftstellers Herbert Scurla vom krassen Antisemiten im Dritten Reich zum philosemitischen „Wegbereiter des Humanismus“ und Träger des DDR-Verdienstordens schildern, auch wenn dieser Lebensweg nicht typisch für Schriftsteller in der DDR war? Darf man ein „Führergedicht" des einstigen Expressionisten Hanns Johst, später Präsident der Reichsschrifttumskammer, mit einem Stalin-Gedicht des einstigen Expressionisten Johannes R. Becher, später DDR-Kulturminister, vergleichen? Und sollte man es dem Publikum überlassen, sich ein Urteil zu bilden, wenn die Erzeugnisse literarischen Führerkults aus der NS-Zeit und der Stalin-Zeit in ihrer erschreckenden Ähnlichkeit nebeneinander liegen? Oder hat jene Publizistin recht, die mit Blick auf die Ausstellung meint, der Vergleich sei nicht nur der Beginn aller Erkenntnis, sondern auch der Beginn aller Dummheit, wenn es beim Vergleich bliebe? Das Brandenburgische Literaturbüro nimmt das kontroverse Presseecho zum Anlass für eine Podiumsdebatte mit dem Historiker Jörg Friedrich („Der Brand", „Die kalte Amnestie"), dem Schriftsteller Rolf Schneider und dem Ausstellungsmacher Peter Walther über die Karrieremuster von Intellektuellen in Ost- und Westdeutschland nach 1945. Die Moderation übernimmt Jörg Lau (Die Zeit).WA Eine Veranstaltung des Brandenburgischen Literaturbüros im Haus für Brandenburgisch-Preußische Geschichte, Dienstag, 19. Oktober, 19.30 Uhr, Eintritt: 4 €.
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