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Kultur: „Und das Beste sind die Kinder“

Gerda Ebert zeigt in der Stadt- und Landesbibliothek malende Schüler im senegalesischen Dorf Abéné

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Als sich Gerda Ebert auf den Weg in den Senegal machte, hatte sie 30 weiße T-Shirts, Acrylfarben, Pinsel, Wäscheklammern, eine Leine, ja sogar 40 leere Joghurtbecher mit im viel zu schweren Gepäck. Schon vor ihrer Reise in das kleine Dorf Abéné hatte sich die Malerin aus Geltow genau überlegt, mit welcher künstlerischen Aktion sie den Kindern in dem afrikanischen Fischerdorf eine Freude machen könnte. Sie fuhr auf Einladung ihres Trommellehrers Ombre in den Senegal, der ein halbes Jahr in Potsdam und das andere halbe Jahr Zuhause bei der Familie verbringt. „Als ich das erste Mal durch den Ort ging, habe ich fast geweint, so sehr hat mich die Armut erschüttert. Doch dann kamen die Leute auf mich zu und ich fühlte mich sehr schnell heimisch. Das Allerbeste am Senegal sind die Kinder.“

Und obwohl ihr ein Fotoapparat eher lästig ist, kam sie dann doch nicht umhin, diese fröhlichen, wachen Gesichter einzufangen. Auf der Straße, in der Schule und eben bei der Mal-Aktion im Garten von Ombre. In der Kinder- und Jugendbibliothek hängen nun sehr passend diese Fotos und lassen ahnen, welch“ anregende Stimmung geherrscht haben mag, als die Mädchen und Jungen die Plastik-Malbecher in die Hände nahmen. Im strahlenden Weiß baumeln T-Shirts an der Leine. Blaue, rote, gelbe, grüne Figuren und Häuser füllen nach und nach den Stoff. Aufmerksam „feilen“ die Mädchen und Jungen mit dem Pinsel an ihren Kunstwerken. Man spürt das Besondere, die Konzentration. „Die Kinder malen sehr gern, aber es fehlt ihnen an dem einfachsten Zubehör. Es gibt keinen Zeichenblock und keine Farben zu kaufen.“ Und so schauen staunend zwei Knirpse dabei zu, wie ältere Jungs andächtig ihre Striche zu Blumen und Blättern heranwachsen lassen. Am Ende tragen die Maler ihre Bilder stolz auf der Brust.

Gerda Ebert, die sich schon seit fünf Jahren mit Afrika malerisch beschäftigt – sie war zuvor in Südafrika – sind durchaus interessante Foto-Impressionen gelungen. „Die Kinder lassen sich gern fotografieren, gehen aber sofort in Pose, wenn sie den Apparat erblicken.“ Doch da sich die Künstlerin mitten hinein in den Alltag begab und gemeinsam mit Ombres Tochter die erste Klasse besuchte, kann sie auch mit tiefer in das Leben eindringenden Aufnahmen aufwarten. Man schaut in einen düsteren Raum mit zerschlissenen Holzbänken, schmutzigen, kahlen Wänden, an denen nur noch leere Bilderrahmen baumeln. Das Fenster ist ein Loch, ohne Verglasung. Doch trotz dieser schäbigen Umgebung sind die Gesichter keineswegs traurig. „Wer zur Schule gehen kann, geht gern. Aber nicht alle können es sich leisten, schließlich braucht man dazu bessere Kleidung und Hefte. In der ersten Klasse gibt es allerdings weder Hefte noch Bücher, nur eine Schiefertafel. Der Unterricht ist nicht sehr gut, was bei über 60 Schülern in der Klasse nicht verwundert.“

Auch Spielzeug entdeckte Gerda Ebert bei ihrem vierwöchigen Aufenthalt nirgendwo. „Trotzdem spielen die Kinder, jüngere Geschwister sind wie Puppen, Plasteflaschen ihre Trommeln.“ Und alte Fahrradreifen tragen sie über die Schultern wie Trophäen.Heidi Jäger

Zu sehen bis 8. September.

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