KAPmodern führt Reihe mit neuer Musik fort: Unergründliches in den Wäldern
Denkbar feinfühlige und engagierte Interpreten haben die Kompositionen, die am Mittwoch im Foyer des Nikolaisaals erklangen, in den Musikern des Ensembles KAPmodern gefunden. Mitglieder der Kammerakademie Potsdam, an der Spitze die Ideengeber und Organisatoren Bettina Lange, Tobias Lampelzammer und Friedemann Werzlau, widmen sich seit mehreren Jahren mit Erfolg dem Erkunden und Interpretieren zeitgenössischer Musik.
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Denkbar feinfühlige und engagierte Interpreten haben die Kompositionen, die am Mittwoch im Foyer des Nikolaisaals erklangen, in den Musikern des Ensembles KAPmodern gefunden. Mitglieder der Kammerakademie Potsdam, an der Spitze die Ideengeber und Organisatoren Bettina Lange, Tobias Lampelzammer und Friedemann Werzlau, widmen sich seit mehreren Jahren mit Erfolg dem Erkunden und Interpretieren zeitgenössischer Musik. Die spannende Auswahl der neuen Werke verschiedener Komponisten ergibt kein Sammelsurium, sondern ist in die Konzeption der jeweiligen Konzerte treffend eingebunden.
Das Konzert wurde mit „Walden“ betitelt. Dahinter verbirgt sich David Henry Thoreaus Klassiker „Walden“, in dem der Schriftsteller sein zurückgezogenes Leben in einer Hütte, die er sich 1845 in den Wäldern von Concord (Massachusetts) baute, beschreib. Der dänische Komponist Hans Abrahamsen wurde von dem Buch Thoreaus zu dem Stück „Walden“ inspiriert. Gleichermaßen auch von Schumanns „Waldszenen“. Für Abrahamsen ist der Wald ein Ort, der den Menschen zu tiefen Einsichten führen kann. Für seine Komposition wählte er ein Bläserquintett. Damit konnte er eine reichhaltige Farbpalette einsetzen, die die Stimmungen des Waldes und seine Romantik in Klänge setzt. Dies geschah ganz im Sinne der vom amerikanischen Minimalismus beeinflussten „Neuen Einfachheit“, die mit klaren tonalen Strukturen und einfachen formalen Prozessen arbeitet. Man spürte, dass Bettina Lange, Flöte, Jan Böttcher, Oboe, Markus Krusche, Klarinette, Christoph Knitt, Fagott, und Victoria Duffin, Horn, sich mit starker Einfühlung in die Klangwelt und in den Ausdrucksgehalt der Partitur hineinziehen ließen.
Auch von den anderen Interpretationen der Werke, die um das Thema Wald kreisten, ist Ähnliches zu sagen. Bettina Lange spielte von Roberto Fabbriciani „Suoni per Gigi“ auf der Flöte, bei der natürliche Klänge des Waldes per Tonband eingespielt wurden. Das vielfältige Leben und die Farbnuancen des Waldes werden hörbar, auch seine unergründlich unheimliche Stimmung. Danach trug die Musikerin mit ihrer Flöte und ihrer Stimme „Landscape with bird“, eine Hommage des lettischen Komponisten Peteris Vasks an seine Heimat, eindrucksvoll vor. Die eindringliche und zugleich schlichte Musiksprache Vasks’, der ein Anhänger tonaler Klänge ist, kam berührend zum Ausdruck.
Das an spätmittelalterliche Musik anknüpfende Werk „Quasi Hoquetus“ der russischen Komponistin Sofia Gubaidulina vermochten Christoph Starke, Viola, Tobias Lampelzammer, Kontrabass, und Prodromos Symeonidis, Klavier, zu einem intensiven Klanggemälde entstehen zu lassen. Das archaisch wirkende Werk verbindet rhythmische Tonfolgen in schnellem Tempo und lang gehaltene Klänge des Klaviers mit Tönen der beiden Streichinstrumente. Hin und wieder öffnet sich ein Fenster zum Choral. Die US-Amerikanerin Helen Grime ließ sich von dem Gedicht „Snow and Snow“ von Ted Hughes inspirieren und schuf ein Trio für Klarinette, Viola und Klavier, ein insgesamt fragil-ruhiges Stück mit ein paar expressiven „Ausfällen“ über die Schönheit einer Schneelandschaft.
Zum schwungvollen Ausklang gab es „Tread on the Trail“ für Bläser, Kontrabass und Klavier von Terry Riley, einer der Urväter der „Minimal Music“, ein Opus, das mit seinen jazzhaften Elementen den Zuhörer fröhlich tanzend entließ. Klaus Büstrin
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