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Theatermacher. Intendant Wellemeyer bei seiner Rede beim Festakt.

© M. Thomas

Zehn Jahre Hans Otto Theater in der Schiffbauergasse: Unerlässlicher Reflexionsort

Mit einem Festakt beging das Hans Otto Theater am Freitagabend sein zehnjähriges Jubiläum im neuen Haus. Der jüngste Konflikt um HOT-Intendant Tobias Wellemeyer wurde allerdings ausgespart.

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Potsdam - Die Zeit der Theater-Provisorien ging vor zehn Jahren, am 30. September 2006, zu Ende. Diesen Tag haben Künstler, Mitarbeiter sowie das Publikum des Hans Otto Theaters jahrzehntelang sehnsüchtig erwartet. Am vergangenen Freitagabend feierte man das Dezennium des neuen Theaterbaus bei einem Festakt. Stadt- und Landespolitiker, Zuschauer, Ensemblemitglieder von einst und heute nahmen teil.

Das Ensemble feiere sich nicht selbst, sondern das Theater, denn es habe die Möglichkeit, als ein Ort der Widerspiegelung „das Leben neu zu denken“, so Tobias Wellemeyer, der seit 2009 Intendant des Hans Otto Theaters ist, in seiner Begrüßung. „Es ist vor allem die Unmittelbarkeit, unser echtes, tatsächliches Beisammensein im Moment des Spiels, die uns berühren und erschüttern“, sagte er. Theater setze Energie frei, wenn es dem Schönen und dem Schrecken eine Form gebe. Es stelle in den erzählten Geschichten „unser Dasein in einen Sinnzusammenhang“. Deshalb glaube es an die Gestaltbarkeit des Lebens und rege dazu an, Bilder einer kommenden Zeit zu entwerfen.

Keine Spur von Missstimmung angesichts der Kritik an Intendant Wellemeyer

Ein Theater wird vom Publikum in erster Linie von seinem Spielplan her und in seiner künstlerischen Gestaltungs- und Überzeugungskraft beurteilt. Wie wohl an jedem Haus und zu jeder Zeit konnte man auch in Potsdam Inszenierungen konstatieren, die von unterschiedlicher Qualität sind. Doch das Schauspielensemble machte am Freitagabend deutlich, dass es immer wieder gespannt sei auf die nächste Arbeit an einem Stück, dass ihm die Zuschauer und die Medien die wichtigsten Partner sind. Die Schauspieler zitierten auf der Bühne aus Briefen und Artikeln, die Ausschnitte lösten große Heiterkeit, aber auch Nachdenken aus. Von Missstimmung angesichts der jüngsten Kritik an Intendant Wellemeyer keine Spur, sie wurde auch in allen offiziellen Reden mit keinem Wort erwähnt. Von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) kam indirekt Rückendeckung für den Intendanten. Er bedankte sich bei Wellemeyer und dem Ensemble, weil es konsequent einen gesellschaftspolitisch orientierten Ansatz verfolge. Das Theater sei „unerlässlicher Begegnungs- und Reflexionsort der Bürgergesellschaft“. Der Abend wurde von Liedern und Songs der Schauspieler begleitet, ein kurzer Film erinnerte an die Bauzeit des neuen Theaters.

Das Hans Otto Theater war von 1949 bis 1993 in der Zimmerstraße beheimatet. Immer wieder gab es Versprechungen seitens der DDR-Führung, ein neues Theater zu bauen. Doch gebaut wurde nicht, der Wohnungsbau hatte Vorrang. Dann kam 1989 die politische Wende. Der dann doch fertiggestellte Rohbau auf dem Alten Markt musste zugunsten des angedachten Wiederaufbaus des Stadtschlosses weichen. Die landesstädtische Bühne bekam die „Blechbüchse“. Doch auf dem Areal der Schiffbauergasse, direkt am Tiefen See, fand man einen Ort für das Theater, entworfen von Architekt Gottfried Böhm. Das Äußere des Hauses hat zur Wasserseite eine beflügelnde Leichtigkeit. Schnell kamen 2006 die Künstler und Mitarbeiter unter der damaligen Intendanz von Uwe-Eric Laufenberg in ihrer neuen Arbeitsrealität an und gaben der Theaterkunst eine würdige Heimstatt. 

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