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Die preisgekrönte Dramaturgin und Choreografin Claudia Castellucci ist mit „Sahara“ zu Gast in Potsdam.

© ANDREA MACCHIA

Unruhige Räume: Unidram-Festival startet in Potsdam

Vom 4. bis zum 8. November spielt und tanzt sich das Potsdamer Theaterfestival Unidram durch die Schiffbauergasse. Mit namhaften Gästen und viel Reibung.

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Regenzimmer, Brotpagoden und schwarze Löcher: Am Dienstag startet in der Schiffbauergasse die 31. Ausgabe des internationalen Theaterfestivals Unidram. Den Auftakt macht die britisch-belgische Kompanie Reckless Sleepers mit der Deutschlandpremiere von „Negative Space“.

Das Stück setzt den Ton für das, was in den folgenden vier Tagen kommt: In einem leeren, geradezu nach Klaustrophobie rufenden Raum werden zwischen Slapstick und melodramatischer Romanze Themen wie Geschlechterpolitik, häusliche Gewalt und der Spanische Bürgerkrieg verhandelt.

„Eine Mischung, die wir immer versuchen, ist unterhaltsam und lustig auf der einen und ernst auf der anderen Seite“, so Festivalleiter Jens-Uwe Sprengel. Das Ziel: Reibung. Dieses Jahr durchforsten dafür zehn internationale Ensembles und die Bands Rufus Temple Orchestra und Fekete Seretlek Raum und Zeit.

Claudia Castellucci, Mitbegründerin der Theatergruppe SocÏetas Raffaello Sanzio (heute Societas), wurde 2020 bei Tanzbiennale in Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet. In Potsdam ist sie mit der von ihr gegründeten Mòra Company und der Deutschlandpremiere der Tanzperformance „Sahara“ zu Gast. Auch hier ein reduzierter Raum: In Abwesenheit von allem bewegen sich schattenhafte Körper scheinbar jenseits der Realität in einer zeitlosen Dimension.

Die britisch-belgische Kompanie Reckless Sleppers eröffnet die diesjährige Festivalausgabe.

© Pedro Sardinha

Die besagte Reibung entsteht in Kontrast mit Stücken wie „Popcorn Machine“ der preisgekrönten französischen Artistengruppe My!Laika. In dem zwischen Livemusik und Neuem Zirkus aufgespannten Punk-Pop-Zirkus ringen vier Figuren inmitten eines klapprigen Honkytonk-Pianos, einem surrenden Ventilator und zerstückelten Schaufensterpuppen Dada-inspiriert mit immer absurderen Einfällen um Aufmerksamkeit.

Wo Tanz und Theater sind, ist literarische Inspiration nicht weit. Das Münsteraner Theater- und Performance-Kollektiv Rue Obscure bringt eine begehbare Installation nach Max Frischs „Der Mensch erscheint im Holozän“ mit. Besucher bewegen sich in „Gesichertes Gelände“ mit Kopfhörern durch Stationen wie einen Regen- und einen Zitronenraum, in denen Klimakrise und die Zerbrechlichkeit des Individuums thematisiert werden.

Unidram 2025: Zwischen Ernst und Unterhaltung.

© Francis-Rodor

Die französische Compagnie La Pendue adaptiert mit „La Manékin“ ein düsteres Märchen der Brüder Grimm als Figurentheater mit Livemusik.

Inspiriert von Edgar Allen Poes „Der Herzog von Omelette“ dann wagt die spanische Tanzkompanie Thomas Noone Dance begleitet von einer Puppe des brasilianischen Bildhauers André Mello mit „Impostor“ einen rätselhaften Blick ins Innere des eigenen Selbst.

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