Kultur: Unter der Sonne Italiens „Kleine Cammer-Music“ widmete sich Corelli
Das Musikjahr beginnt mit dem akustischen Gedenken an einen Meister des italienischen Barock und des Violinspiels im Besonderen. Auf den Tag genau 300 Jahre lag der Todestag von Arcangelo Corelli zurück, als ihm am Dienstag Wolfgang Hasleder mit dem Ensemble „Die kleine Cammer-Music“ ein Konzert widmete.
Stand:
Das Musikjahr beginnt mit dem akustischen Gedenken an einen Meister des italienischen Barock und des Violinspiels im Besonderen. Auf den Tag genau 300 Jahre lag der Todestag von Arcangelo Corelli zurück, als ihm am Dienstag Wolfgang Hasleder mit dem Ensemble „Die kleine Cammer-Music“ ein Konzert widmete. Einen passenderen Ort als die Friedenskirche mit ihren italienischen Bauformen und ihrer ausgezeichneten Akustik, aber auch als spiritueller Ort konnte es hierzulande dafür nicht geben. Dennoch waren an diesem dunklen Januarabend nur rund 40 Zuhörer gekommen, um Musik von Corelli und dessen Zeitgenossen Pietro degli Antonii, Domenico Gabrielli, Carlo Lonati und Alessandro Stradella zu hören. Sie gehören zu den italienischen Komponisten, die die Sonate zur bedeutendsten Form der italienischen Instrumentalmusik entwickelt haben. Wie groß der Unterschied dennoch zwischen diesen Frühformen und der Sonate der Klassik ist, zeigt sich bei diesem eher lehrreichen Konzert.
Jeder einzelne Satz der insgesamt neun gespielten Sonaten umfasst nur wenige Minuten, egal ob Kirchensonate oder Kammersonate. Im musikalischen Zentrum steht das Soloinstrument, meistens die Violine von Wolfgang Hasleder oder auch einmal das Cello, das von Kathrin Sutor intoniert wird. Die Begleitung liefert der obligatorische Basso continuo mit Cembalo von Sabine Erdmann, Cello und Theorbe, Laute oder Barockgitarre, die von Frank Pschichholz abwechselnd gespielt werden. Gerade die Violinsonaten von Arcangelo Corelli zeigen die kompositorischen Grundmuster der barocken Kirchensonate in klassischer Weise. Melodiebetonte langsame Sätze wechseln mit spritzigen schnellen Sätzen ab. Trotz allem Schönklang, virtuoser Geläufigkeit und technischer Präzision in der Violinstimme wird das dann doch manchmal etwas zu viel des Guten. Wolfgang Hasleder brilliert auf seiner Violine von Antonio Cati (Florenz, 1736), die vom Potsdamer Geigenbaumeister Tilman Muthesius in eine Barockvioline zurückgebaut wurde. Golden erglühen die Melodiebögen beim legato, keck hüpfen die Töne beim spiccato über die Saiten.
Wenn auch Corelli als Klassiker und Begründer der Kirchensonate in die Annalen eingegangen ist, so kann ihm manch einer seiner Vorläufer das Wasser reichen. Während Corelli sich stets in einem konservativ gemäßigten Rahmen bewegte – er lehnte bestimmte hohe und tiefe Töne auf der Geige ab – so überschreitet etwa Alessandro Stradellas Violinsonate d-Moll freizügig die Grenzen. Italienisches Temperament und Leidenschaft kommen hier zum Vorschein, in seiner Musik ebenso wie in seinem ausschweifendem Leben, das die Vorlage für Opern und Romane abgab. Bei der finalen Folia-Sonate von Corelli erreichen die violinistischen Finessen ein Höchstmaß an Raffinesse. Einmal mehr erweist sich die iberische Folia, hier stilvoll von Frank Pschichholz auf der Barockgitarre begleitet, als Evergreen der Barockmusik.
Nicht nur die Violine, auch das Cello wuchsen unter italienischer Sonne auf. Domenico Gabrielli, einer der ersten Cello-Virtuosen überhaupt, komponierte Sonaten und Solowerke für das Instrument. Dass seine lyrischen und expressiven Qualitäten weit gepriesen wurden, erschließt sich bei den klingenden Kostproben von Kathrin Sutor. Die sonoren Tonwogen ihres Barockcellos gehen ins Herz und man versteht, warum Gabrielli auch „Corelli des Cellos“ genannt wurde. Sabine Erdmanns Spiel, stets sauber, präzise und insgesamt wohl die meisten Noten von allen spielend, blieb sie ihrer Rolle als Begleiterin gemäß im Hintergrund. Lautstarker Beifall belohnte die Solisten und das schöne Zusammenspiel der „Kleinen Cammer-Music“. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: