Kultur: Unter einem Himmel
Das Poetenpack und seine Zuschauer treffen sich ab heute bei Shakespeares „Wie es euch gefällt“
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Erstaunlich, dass der erst vor wenigen Jahren restaurierte Gartenpavillon am Neuen Palais so selten für Konzerte oder Theateraufführungen genutzt wird. Dabei ist dieser elegante und romantische Ort so recht geeignet für sommerliches Vergnügen. Das Poetenpack Potsdam nimmt in diesem Monat wieder gastweise Besitz von dem Pavillon und spielt in dem luftigen Rund eine Shakespeare-Komödie. Die Theatergruppe war 2001 bereits mit „Die beiden Veroneser“, ebenfalls von dem großen Briten verfasst, im Gartenpavillon.
„Wie es euch gefällt“ ist eine Liebeskomödie, ein Verwechslungs- und Verkleidungsspiel mit einer romantisch-heiteren Liebeshandlung, die mit Burleskem und Komischem kontrastiert. Den ganzen Shakespaere, wie man ihn liebt und erwartet, findet man in diesem etwa um 1600 entstandenen Stück. Auch das Unwahrscheinliche vom bloßen Zufall bis zum großen Wunder.
Roland Bertschi inszeniert diesen Shakespeare mit dem Poetenpack. Der Regisseur ist in Potsdam kein Unbekannter. Zehn Jahre war er am Hans Otto Theater – in der Ära der Intendanten Stephan Märki und Ralf-Günter Krolkiewicz – als Dramaturg und Regisseur engagiert. Nun hat ihn Poetenpack-Chef Andreas Hueck wieder nach Potsdam geholt. „Es ist mein erster Shakespeare, den ich inszeniere“, sagt Bertschi und lässt sich während der Proben im Park Sanssouci nicht aus der Ruhe bringen. „Da die Premiere am vergangenen Freitag auf Schloss Hünnefeld in Niedersachsen erfolgreich war, ist die große innere Spannung einem gesunden Lampenfieber gewichen. Doch die erste Aufführung in Potsdam steht ja noch bevor ...“
„Wie es euch gefällt“ wird in der Übersetzung von Frank Günther gespielt. „Sie ist sehr direkt und konkret in ihren Sprachbildern“, sagt der Regisseur. „Es ging Günther um eine Übersetzung genau nach Text. Die Kunst besteht nun darin, die Sprache zum Blühen zu bringen. Pralle Figuren findet man in der Komödie, in der besonders das reiche Bühnenleben der Frauengestalten bemerkenswert ist.“ Bertschi verweist auf den großen Theaterregisseur Peter Brook, der gesagt hat, Rosalinde, die Hauptfigur des Stückes, gehöre zu den ganz großen Theatergestalten der Weltliteratur. Diese Rosalinde, die Tochter eines verbannten Herzogs, ist mit anderen Mitgliedern des Hofes und mit dem heimlichen Geliebten Orlando auf der Flucht vor dem Bannfluch Friedrichs, des Herzogs Bruder. Man trifft sich im Ardenner Wald. Und er wird zum „Probenraum“ für die Lebensfähigkeit verschiedener sozialer Schichten. Herzog, Prinzessinnen, Narren und Schäfersleute suchen in der Einsamkeit die Gemeinschaft, doch auch die Geschlechterverhältnisse sind aufgehoben.
Mit „Wie es euch gefällt“ beginnt die Poetenpack-Freilichttheater-Saison in Potsdam. Neun Vorstellungen sind vorgesehen. „Für diese Produktion haben wir 54000 Euro Fördermittel von den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie von den Städten Potsdam und Magdeburg erhalten“, sagt Andreas Hueck. In Magdeburg sowie in Hundisburg gibt das Poetenpack mit dem Shakespeare-Stück gleichfalls mehrere Vorstellungen.
Der Theaterchef ist ein absoluter Fan von Open-Air-Aufführungen. „Ich finde es wunderbar, dass sich Schauspieler und Zuschauer alle unter einem Himmel treffen, die Lichtveränderungen am Abend gemeinsam wahrnehmen, doch auch alle den Tücken des Wetters gleichermaßen ausgesetzt sind“. Natürlich hofft er für die Poetenpack-Vorstellungen auf milde Sommerabende.
Premiere 3. Juli, 20.30 Uhr, Gartenpavillon am Neuen Palais
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