Kultur: Unzählige Male gesungen
Rostov Don Kosaken Chor in der Friedrichskirche
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Rostov Don Kosaken Chor in der Friedrichskirche Aus Weißrussland kommt der Rostov Don Kosaken Chor. Zwei Ensembles mit je acht Sängern reisen jährlich für gut drei Monate durch Deutschland. Bis Mitte August gibt es im Norden der Republik 14 Konzerte des Chores, vor allem in Kirchen. Liegt die musikalische Leitung während der Tournee bei Serjoscha Hlibka, so hat in Minsk die Oberaufsicht Ataman Vladimir Gorovoi, der den Rostov Don Kosaken Chor nach dem Vorbild alter Kosakenchöre Anfang der neunziger Jahre gründete. Er versammelt um sich Sänger, die eine professionelle Ausbildung haben. Viele von ihnen arbeiten an Opernhäusern Weißrusslands und der Ukraine, andere bilden Sänger aus. Dass die acht Sänger über eine hervorragende Gesangstechnik verfügen, die traumhaft schön von einem Fortissimo in ein Piano gleiten können, war in der Freitagabendmusik der barocken Friedrichskirche auf dem Babelsberger Weberplatz wieder zu vernehmen. Das Programm des Rostov Don Kosaken Chores ähnelt sehr stark anderer Ensembles, die aus Osteuropa - vor allem aus Russland – nach Deutschland kommen. Man hört immer wieder die alten, bei den Hörern jedoch sehr beliebten Chorsätze. Das Repertoire scheint nicht sehr groß zu sein. Gesungen wurde in der Friedrichskirche Sakrales und Volksliedhaftes. Festlich, erhaben und verinnerlicht erklangen die Kirchengesänge, im Satzgefüge etwas gleichförmig: Unser großer Gott, Wenn unser Gott ruhmvoll ist oder Bortnjanskis berühmteste Melodie „Ich bete an die Macht der Liebe“. Nach der Pause ging es temperamentvoll zu. Da sangen die acht Herren vom einstigen Kosakenleben, das nicht nur von Kriegen bestimmt war, sondern auch von Heiterkeit und Witz. Da wurde das kesse Liebeslied von Marusja dargeboten und natürlich das unschlagbar romantischste aller russischen Volkslieder, die Abendglocken. Begleitet wurden die Sänger vom Akkordeon, das sich virtuos und zurückhaltend, aber immer sensibel in den Gesang einmischte. Die kraftvollen Tenöre und Bässe hatten reichlich solistische Aufgaben zu bewältigen, die sie bravourös absolvierten. Die Sätze, obwohl auch von diesem Chor unzählige Mal gesungen, klangen nie routiniert, sondern in jedem Augenblick wie neu erfunden. Zum Schluss gaben die Sänger das Brahms“sche „Guten Abend, gute Nacht“ auf Deutsch zu Gehör, sie luden die Zuhörer zum Mitsingen ein, was gern angenommen wurde. Was fehlte noch? Natürlich Kalinka. Die hatte das „Schlusswort“. Und so konnte man zufrieden nach Hause gehen. Klaus Büstrin
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