Kultur: Uraufführung und Swing
Das neue Programm des Sinfonieorchesters Collegium musicum Potsdam
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Sein erstes Konzert 2016 wird das semi-professionelle Sinfonieorchester Collegium musicum Potsdam mit einer Uraufführung eröffnen. Von keinem Geringeren als dem Gründer des Klangkörpers vor 71 Jahren, Hans Chemin-Petit, stammt die Komposition. Chemin-Petit, der mit seiner Familie im Kleinen Schloss im Park Babelsberg wohnte, widmete sich neben seiner Tätigkeit als Dirigent in Potsdam, Magdeburg und Berlin auch dem Komponieren. Das Oeuvre ist umfangreich und vielgestaltig. Sinfonien, Opern, Chorwerke, Kirchen- und Kammermusik warten auf eine Wiederaufführung, auch in Potsdam. Dirigent Knut Andreas wird das „Intermezzo – Scherzo“ für großes Orchester von Hans Chemin-Petit posthum zur Erstaufführung bringen. Im Konzert in der Friedrichskirche auf dem Babelsberger Weberplatz am 19. März erklingen neben dem Werk von Chemin-Petit Kompositionen der Polen Henryk Gorecki und Witold Lutoslawski. Als Solist konnte der taiwanesische Flötist Shih-Cheng Liu engagiert werden.
Im Sinfoniekonzert am 28. Mai gibt es eine musikalische Reise nach Italien mit dem brasilianischen Dirigenten Parcival Modolo als Reiseführer. Im Gepäck befindet sich unter anderem die berühmte „Italienische Sinfonie“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der große Zuspruch des Publikums und die Anerkennung für die Qualität des Sinfonieorchesters gehen vor allem auf die intensive 18-jährige Arbeit des Dirigenten Knut Andreas zurück. Vor 1998 wäre das Collegium musicum fast in die Bedeutungslosigkeit versunken, doch der damals mit Anfang 20 mutige Knut Andreas hat immer wieder die Musiker zu Höchstleistungen herausgefordert, sich dabei nie ausgeschlossen. „70 Orchestermitglieder mit einem Altersdurchschnitt von 40 Jahren wirken gegenwärtig mit. Wir sind froh, dass alle Instrumentengruppen bestens besetzt sind“, berichtet in einem PNN-Gespräch Adelheid Scholz, Vorstandsvorsitzende des Collegium musicum, das im Vereinsregister verzeichnet ist.
„Dass wir auch junges Publikum verstärkt für unsere Konzerte gewinnen, hat die Reihe ,Klassik am Weberplatz’ ausgelöst, die seit acht Jahren zum Höhepunkt des Babelsberger Kulturlebens avancierte“, sagt Knut Andreas. „Die Mischung der musikalischen Angebote vor der festlich illuminierten Friedrichskirche ist vielfältig. Stand zunächst der Tango im Mittelpunkt, so kam im Jahr darauf Carl Orffs Carmina burana zur Aufführung. 2015 gab es eine Lange Nacht des Violoncello mit den berühmten Rokoko-Variationen von Peter Tschaikowsky.“ In diesem Jahr hat am 2. Juli der Swing das Sagen. Hits von Cole Porter, Bert Kaempfert, Songs von Frank Sinatra, Barbra Streisand oder Robbie Williams wird das Orchester gemeinsam mit dem Berliner Sänger Marc Secara sowie der Joe’s Bigband aus Fürstenwalde zu Gehör bringen. „Und zum Tanzen auf einer dafür eigens gebauten Fläche sind alle Gäste eingeladen“, sagt Adelheid Scholz.
Nicht in einem deutschen Tannenwald spielt in diesem Jahr beim Collegium musicum das bekannte Märchen „Hänsel und Gretel“, sondern unter Palmen. Nach dem Operettenerfolg von „Drei alte Schachteln“ in der Biosphäre vor gut einem Jahr wird das Sinfonieorchester Engelbert Humperdincks Oper in der Halle im Volkspark halb szenisch am 9., 10. und 11. Dezember zur Aufführung bringen. Konzerte für Senioren und Demenzkranke sowie Probenbesuche von Schülern gehören zu den weiteren Aktivitäten des Sinfonieorchesters, das aus Potsdam nicht mehr wegzudenken ist. In den Anfangsjahren waren die Konzerte des Collegium musicum ein Anker für die Menschen, die nach dem Grauen des Krieges mit der Musik wieder Hoffnung schöpften. Hans Chemin-Petit hatte großen Anteil daran. Ihn mit der Uraufführung seines Intermezzo zu ehren, ist geradezu folgerichtig. Doch es könnte zukünftig mehr sein als dieses Intermezzo. K. Büstrin
Konzert am 19. März um 19.30 Uhr in der Friedrichskirche, Weberplatz.
K. Büstrin
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