zum Hauptinhalt
Emotionen hinter Pappmaché. Schaurig-schönes Theater verspricht die Ananda Puijk Company aus den Niederlanden mit ihrer Inszenierung „momentum“, die am 31. Oktober bei „Unidram“ zu sehen ist.

© T-Werk

Kultur: Verwirrendes Spiel

Vom 30. Oktober bis 3. November findet das 19. Internationale Theaterfestival „Unidram“ statt

Stand:

Schattenspiele an der Wand, verbundene Augen. Eine Frau in einem weißen Ballkleid schaut in einen Spiegel, doch was zurückstarrt, ist ein schönes Maskengesicht. Die Frau tanzt expressiv, aber plötzlich stocken ihre Bewegungen, werden abgehackt und mechanisch. Sie scheint auf einmal selbst eine Puppe zu sein. Nur ihre weit aufgerissenen Augen zeugen davon, dass das, was da gerade mit ihrem Körper geschieht, über ihren Verständnishorizont hinausgeht.

Schon das Video der Performance „momentum“ der niederländischen Theaterkünstlerin Ananda Puijk, das in voller Länge auf YouTube und live Ende Oktober beim Theaterfest „Unidram“ des T-Werks zu sehen ist, jagt einem Schauer über den Rücken. Immer wieder tauchen Frauen auf, die Gesichts- oder Körpermasken tragen, welche die Körper unbeweglich machen und den natürlichen Schimmer der Haut, Falten und die Emotionen hinter Pappmaché verschwinden lassen. So maskiert wirken die Schauspielerinnen auf den ersten Blick wie Puppen, brechen dann aber mit diesem Bild, wenn sie sich körperlich nahekommen, in einen Dialog treten und sich so verhalten, wie es eben nur Menschen können. Wenn dann auch noch die Performerin im Prinzessinnenkleid so gekonnt mit einer Marionette spielt, dass der Zuschauer das Gefühl bekommt, die Marionette sei lebendig, ist das Spiel mit der Wahrnehmung vollends perfekt – und man fragt sich ziemlich verwirrt, wer hier nun die echte Puppe ist.

In diese Welt aus Traum und Wirklichkeit kann man sich am 31.Oktober um 19.30 Uhr und 21.15 Uhr im Waschhaus hineinziehen lassen. Da führt Ananda Puijk ihre „Momentum“-Performance beim Theaterfestival „Unidram“ in Potsdam auf.

„Unidram“ ist ein renommiertes, internationales Festival, das Raum bietet für junges, experimentierfreudiges und genreüberschreitendes Theater und dieses Jahr vom 30. Oktober bis zum 3. November stattfindet. Über 100 Künstler in zwölf Produktionen werden auf sieben Bühnen in der Schiffbauergasse ihre Werke präsentieren – viele davon erstmals in Deutschland. Das Repertoire umfasst alles, was als performative Kunst gelten kann. Die litauischen Inszenierungskünstler „Fish Eye“ beispielsweise setzen in ihrer Tanzoper „Wasted Land“ gesellschaftskritische Themen in Tanztheater und Musik um, um sie so dem Zuschauer zu vermitteln. Auch reine Konzerte stehen auf dem Programm: zum Beispiel das der französischen Vagabunden „Les Troubl’Amours“, die das Publikum mit Akkordeon, Klarinetten und Tuba in ihr imaginäres Land „Tadjiguinie“ entführen. Den Liedern nach zu urteilen muss es dort ziemlich schön sein. Oder das Konzert von Trixa Arnold aus der Schweiz, die in Sank Petersburg Komposition studierte und aus auf dem Flohmarkt gefundenen Platten eigenartige Klangcollagen webt.

Dass die internationale Ausrichtung des Festivals für kulturellen Austausch und Grenzüberschreitung sorgen wird, liegt in der Natur der Sache. Für alle, die sich gerne auf neu erfundenes Theater einlassen, wird Unidram also einige angenehme Überraschungen bereithalten.

Karten für Unidram im Vorverkauf für 14/ erm. 12 Euro, Schüler 7 Euro unter www.t-werk.de, www.unidram.de oder unter Tel.: (0331) 719139

Linda Huke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })