Kultur: Verwirrung um Paul Yederbeck
Eine riesige Installation in der Schinkelhalle und im Kunstraum gibt Rätsel auf
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Es gibt Pressemitteilungen, die liest man zweimal und ist danach immer noch nicht viel schlauer. Da schickt die Berlin-Brandenburgische Teste Foundation eine Ankündigung heraus, dass anlässlich des 10. Todestages des Künstlers Paul Yederbeck (1965-2001) ab 4. Dezember eine große kinematografische Installation in der Schinkelhalle und im Kunstraum stattfinden soll. Wer aber ist diese Foundation und wer ist Paul Yederbeck? Gab es diesen Künstler überhaupt?
Genau dieses Spiel der Verwirrung ist es, auf die das Projekt abzielt, wie Nachfragen ergaben. Das heißt, man sollte sich als Journalist mit den Künstlern verbünden und sich ebenfalls im Vorfeld mit der Aufklärung zurückhalten, um das Konzept nicht zu verraten.
Aber vielleicht so viel: Die Schinkelhalle wird für fünf Wochen wiederbelebt, und das mit einer gigantischen Rotunde aus 12 Leinwänden: fünf Meter hoch bis zur Decke, 18 Meter im Durchschnitt. Mit 12 Beamern werden Sequenzen an die Leinwände gestrahlt, die diesen mysteriösen Alias Yederbeck als Flaneur, Entertainer und schließlich in seiner Auflösung zeigen.
Hinter dem Ganzen steckt die Filmhochschule Potsdam-Babelsberg mit ihrem Animations-Professor Frank Gessner und seinen Studenten. Sie entwickelten für dieses spektakuläre Unterfangen im Jahr des Films eine ganz neue Animationstechnik. Ein sinnliches Erlebnis soll es werden, wenn man als Zuschauer mittendrin steht in diesem flimmernden Leben, zusammengesetzt aus 12 Sequenzen: ernst und amüsant. Dazu gibt es aus 24 Boxen einen Sound, produziert mit den technischen Finessen der Wellenfeldsynthese aus der Klangwerkstatt von Martin Steyer, der für zahlreiche große Filme wie beispielsweise „Effi Briest“ den Ton mischte.
Auch ein Gedenkatelier wird es geben im benachbarten Kunstraum, mit Notizen, Fotos, Zeitungsartikeln von und über Herrn Yederbeck und zudem ein Künstlervideo im Stil einer Arte-Dokumentation. Also muss es ihn doch gegeben, diesen Mister X?! Aber: trau, schau, wem! Was ich sehe, ist nicht zwangsläufig die Abbildung der Realität. Diese Rotunde wird also ein riesiges Überraschungsei rund um Yederbeck, der an der Schnittstelle zum 21. Jahrhundert starb, also kurz bevor der Internet-Hype begann. Das heißt, er war ein „Analoger“, der sich noch nicht im Facebook inszenieren konnte. Was mit Sicherheit der Wirklichkeit entspricht: Die Installation reist nach Potsdam weiter ins weltweit größte Animationsmuseum, nach Changchun in China, wo Frank Gessner Honorarprofessor ist. Heidi Jäger
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