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Kultur: Viel Kunst in der Schinkelhalle

Gut besuchte zweite Grafikmesse der SperlGalerie / 43 Künstler stellten aus und hofften auf Verkäufe

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Moritz Götze hatte seinen eigenen Auftritt bei der zweiten Potsdamer Grafikmesse, die von der Galerie Sperl in der nunmehr fürstlich restaurierten Schinkelhalle am Wochenende durchgeführt wurde. Links und rechts des Eingangs hingen sein „junger Mann“ und seine „junge Frau“, ironische Interpretationen der Geschlechterrollenproblematik: Während der Typ sich in den bunten Bienchen sonnt, die seinen Adoniskörper beschnuppern, hat die „junge Frau“ den ihren unter einem Berg von Haushaltsmüll begraben. Der gelbe Teppich wies geradenwegs auf einen weiteren Siebdruck Götzes an der Stirnseite, genau dahin, wo die Kulturministerin Johanna Wanka in einer launigen Rede dem Unterfangen auch wirtschaftlichen Gewinn wünschte.

Nachdem Saxophonistin Tina Tandler mit ihrem Instrument die Besucher eine Zeitlang angenehm musikalisch in Anspruch genommen hatte, wandten sich die hoffentlich Kaufwilligen den weiteren Werken zu. Die Preise von 100 bis 3000 Euro waren für alle Börsen gedacht, doch Gewinn hatte die Galerie am Sonntagnachmittag noch nicht eingefahren, dafür aber viel Kunstinteresse bemerkt.

Insgesamt 43 Künstler, von denen viele anwesend waren, präsentierten sich. Die Landschaften und Stadtansichten Christian Heinzes, übermalte Köpfe von Hans Scheuerecker, großformatige Abstrakta von Hans Hendrik Grimmling, sowie die gewagten Striche von Arno C. Schmetjen und die wunderbaren kleinen Arbeiten von Falko Behrendt sind in Potsdam bekannt. Auch die Arbeiten von drei Künstlern der legendären Gruppe Clara Mosch (Michael Morgner, Gregor Torsten Kozik und Thomas Ranft) ließen Erinnerungen an vergangene Zeiten wach werden, wurde die fünfköpfige Gruppe doch von sage und schreibe hundert Stasi-Leuten bewacht. Es gab aber auch neue Namen zu entdecken. Da bezauberte ein „Luftelefant“ des Parisers Eric Girriat, der sich wie ein riesiger Luftballon auf dem kleinformatigen Bild gegen die Leichtkraft stemmte, da verwandelten sich die zarten Zeichnungen von Harry Mohr in eigene Träumereien, und da tiefdruckte sich Tina Flau mit „tabula rasa“ in ein leichtäugiges Gesicht. Der Österreicher Die Puntigam ließ Einzelpersonen und Paare auftreten, die in ihrer jeweiligen Körperlichkeit durchscheinend wurden, weil er wie ein Röntgendoktor durch sie hindurch malt. Malte Brekenfeld spielte in „Blind date mit Hindernissen“ auf erhabenen Flächen die Problematik der Beziehungen ironisch neu an, und gab mit Isidora und Gregor Löwe zwei putzigen Zeitgenossen interessante Kontur, während Jan Beumelburg sich mit Insekten beschäftigte. Graphisch im ursprünglichen Sinne kam Peter Herrmann daher, der Gläser in mathematischer Abzirkelung auf einem Tisch verteilte und Tassen stapelweise übereinander zeigte, dass die Lust an der Ästhetik banalster Formen förmlich zum Tragen kam. Stephan Velten präsentierte sich mit zärtlichen Akten, Matthias Körner zog anmutige schwarze Kreise und Georg Hillner vergnügte sich großflächig und geometrisch farbig. So unterschiedlich die Angebote auch waren, sie stammen alle von Künstlern, von „denen wir wissen, dass sie gut sind“, wie Uschi Sperl es in aller Bescheidenheit ausdrückte. Lore Bardens

Lore Bardens

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