Kultur: Viele Gesichter
Magda Greßmann möchte Fotoband über Regine Hildebrandt herausgeben. Dafür sucht sie Paten
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Wenn von Regine Hildebrandt die Rede ist, glänzen bei vielen noch immer die Augen. Als „Stimme des Ostens“ hat sie sich in die Herzen eingenistet. Auch in das von Magda Greßmann. Die Potsdamer Fotografin hat sich immer wieder mit Begeisterung an die Fersen der einstigen SPD-Politikerin geheftet – und bekam Aufmerksamkeit zurück. Die Hinterlassenschaft dieses aneinander Interessiertseins möchte Magda Greßmann nun in die Öffentlichkeit bringen. Zum 65. Geburtstag , den Regine Hildebrandt am 26. April 2006 gefeiert hätte, soll ein Fotoband mit kleinen Texten heraus kommen, dem eine CD mit Original-Tonaufnahmen der sympathischen „Kodderschnauze“ beigefügt ist.
Noch steht das Projekt allerdings auf tönernen Füßen. Der Mitteldeutsche Verlag sei zwar interessiert, könne auf Grund der Kurzfristigkeit das Buch aber nur in einem Sonderdruck herausbringen. „Und damit geht eine Drittelfinanzierung einher. Das heißt: Ich muss für die Veröffentlichung 5000 Euro selbst aufbringen.“ Da die freiberufliche Fotografin das nicht allein stemmen kann, hofft sie nun auf Buchpaten. „Mein Anliegen ist es, Freunde, Weggefährten, Sympathisanten zu bitten, sich an der Vorfinanzierung zu beteiligen. Natürlich erhalten sie nach der Auslieferung dann auch das Buch. Sollte mehr Geld zusammen kommen, werde ich es der Hildebrandt-Stiftung überweisen, die sich für Familien in Not engagiert.“
Etwa 50 Fotos liegen für diesen Bildband bereit. Darunter Aufnahmen, die Magda Greßmann schoss, als sie für zwei Wochen Regine Hildebrandt bei ihren Terminen begleiten durfte. „Das war genau in der Zeit, als sich ihre Partei auf Koalitionsverhandlungen mit der CDU einließ. Für sie ein Unding. Als Manfred Stolpe ihr diese Botschaft am Telefon übermittelte, erwiderte Regine Hildebrandt nur: ,Und das sagst du mir ins Gesicht“.“ Kurze Zeit später trafen sich die beiden dann zum Tag des ausländischen Mitbürgers in Belzig. Ich durfte bei diesem Gespräch natürlich nicht dabei sein, konnte es aber aus der Entfernung fotografieren.“
Wenig später saßen die beiden Frauen wieder im Auto: „Ich saß vorne, schaute mich nach einer ganzen Weile um. Und ich sah sie lächeln. Sie war in der Lage, sehr schnell wieder ihre innere Mitte zu finden. Jedenfalls äußerlich. Es war für sie wohl eine Frage der Ehre, es mit sich abzumachen.“ Während der zwei Wochen habe sie nur wenig fotografiert, „vielleicht zwei, drei Filme. Es hat sich mitunter verboten, drauf zu drücken. Es gab eine Intimität, in der bestimmte Dinge nicht stattfinden durften. Aber es war dennoch eine Auszeichnung für mich, den Alltag dieser Power-Frau mitzuerleben.“ Den meisten sei nur ihre laute Seite bekannt. „Wenn sie aus dem Auto stieg, gab sie sich ja auch so. Diese Seite war die beliebte, aber auch die, an der sich die Geister schieden. Aber ich habe sie auch sehr leise, in sich gekehrt, sehr verletzlich erlebt.“ Im zehnten Jahr der Wende lud Magda Greßmann zu einer großen Ausstellung über Regine Hildebrandt ein, an der die streitbare Politikerin teilnahm. „Aus der mit ihr geplanten Gesprächsrunde von 20 Minuten wurden drei Stunden. Sie konnte ja über Gott und die Welt erzählen. Ich ließ es laufen und niemandem wurde es zu viel.“ An das Ende des Abends denkt Magda Greßmann allerdings nicht so gern zurück. „Ich wollte sie im Trabi nach Hause fahren, aber das Auto streikte. Sie ließ sich dann von ihrem Büroleiter abholen. Das war mir total unangenehm. Aber irgendwann später sah sie mich auf einem Termin und erzählte: ,Wissen se wat: Dat passiert nicht nur mit nem Trabi. Ick bin neulich mit nem dicken BMW mitten im Westen stehen geblieben“.“
Ihre gerade, unverblümte Sprache wäre beim Gelingen des Projektes noch einmal zu hören: als Mitschnitt von der Ausstellungseröffnung. „Auch die freundlichen Briefkarten, die sie mir ab und zu schrieb, möchte ich dem Buch beifügen.“
In dieser Woche, am 26. November, jährt sich der fünfte Todestag von Regine Hildebrandt. „Das Buch würde ein wichtiges Kapitel in meinem Leben abschließen.“ Heidi Jäger
Das-Buchpaten-Konto: Greßmann Deutsche Bank 120 700 24, Konto: 81 60087, Verwendungszweck: Regine Hildebrandt.
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