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Kultur: Viele schöne Bilder

Der Fotoband „Denkmalentdeckungen“ soll zur Reise durch das Land Brandenburg einladen, die notwendigen Erklärungen dafür liefert er nicht

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Dieses Buch ist eine Einladung. Ganz nach dem Motto Fontanes: „Wenn du reisen willst, musst du die Geschichte dieses Landes kennen und lieben“, wie er in dem Vorwort der zweiten Auflage der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ 1864 schrieb. Aus diesem Vorwort zitiert auch der Fotoband „Denkmalentdeckungen. Bilder aus dem Land Brandenburg“, herausgegeben vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Archäologischen Landesmuseum. Gestern wurde der Bildband in Potsdam vorgestellt.

Als eine Reise durch die Geschichte Brandenburgs sind die „Denkmalentdeckungen“ angelegt. „Von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert“ wie der brandenburgische Landeskonservator Detlef Karg in seiner Begrüßungsrede sagte. Von den derzeit knapp 20 000 Denkmälern im Land sind für den Bildband 389 „Objekte“ ausgesucht worden, zu denen auch die Mumien von Kaspar Ernst von Normann (1696-1748) und seiner Tochter Caroline Louise von Schönberg (1740-1821) zählen. Daneben Fundstücke wie Schmuck, die bei der Restaurierung mancher Baudenkmale gemacht worden sind. Ein zweiseitiges Vorwort, mehr Text gibt es nicht. Die einzigen, spärlichen Informationen zu den 389 „Objekten“ beschränken sich auf zwei- bis dreizeiligen Bildunterschriften. Auf den letzten Seiten befindet sich eine Karte mit den Standorten der gezeigten „Objekte“. Wo diese dort zu finden sind, darüber muss sich der Leser selbst Gedanken machen. Aber vielleicht gehört dies ja zum Konzept und ist in dieser Hinsicht der Titel „Denkmalentdeckungen“ wörtlich zu nehmen.

Neben dem Entdecken soll der Bildband auch sensibilisieren, wie Karg sagte. Gerade einmal die Hälfte aller Kirchen im Land sind saniert. Von bis zu 20 Jahren sprach Karg, die noch nötig sind, um die übrigen Baudenkmäler zu retten. Mehrere Millionen würde dies kosten. Das im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege in den kommenden Jahren 25 Prozent des Personals eingespart werden soll, sei für diese Aufgabe wenig hilfreich, so Karg.

Die in den „Denkmalentdeckungen“ aufgezeigten Beispiele für erfolgreiche Sanierungen sind der beste Beweis für die Bedeutung von Denkmalschutz. Doch mancher Hausbesitzer, beispielsweise im Babelsberger Weberviertel, musste die Erfahrung machen, dass Denkmalschutz manchmal die seltsamsten Blüten treibt und dabei nicht selten als regelrechte Tyrannei empfunden wird.

Trotzdem ist es eine Vergnügen in diesem Bildband zu blättern. Wenig Bekanntes, dafür viel Unbekanntes wird gezeigt. Und damit auch eine erstaunliche Vielfalt, die das Land Brandenburg an Denkmälern zu bieten hat. Die Lust auf eine Entdeckungsreise wird allemal geweckt. Doch je länger man durch die 288 Seiten blättert, umso deutlicher wird das Fehlen jeglicher Erklärungen. Denn wenn im Fontane“schen Sinne dieser Bildband dazu beitragen soll, die Geschichte Brandenburgs zu kennen und zu lieben, so kann dieser Band vielleicht nur letzteres erfüllen. Wer jedoch die Geschichte kennenlernen will, muss auf andere Veröffentlichungen zurückgreifen. So bleibt „Denkmalentdeckungen“ ein nett anzuschauender Bildband, wie es viele gibt. Mehr aber auch nicht. Dirk Becker

„Denkmalentdeckungen. Bilder aus dem Land Brandenburg“, Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2007, 288 Seiten mit 389 meist farb. Abb., 39 Euro.

Dirk Becker

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