Kultur: Vocaldente überzeugte am meisten
Vorrunde für den Förderpreis der HypoVereinsbank im Hans Otto Theater
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Es war schon mutig, dass sich Thios Omilos (Göttliche Bande) mit einem reinen sakralen Programm an der Vorentscheidung des Jugend kulturell Förderpreis-Wettbewerbs 2007 der HypoVereinsbank im Hans Otto Theater beteiligte. Der Preis wird in diesem Jahr zum 12. Mal vergeben. 2006 konnten sich Kabarettgruppen beteiligen, 2007 waren Musicaldarbietungen gefragt. In diesem Jahr bewarben sich 55 A-Cappella-Ensembles um den Förderpreis, der im November in Hamburg verliehen wird. Fünf Vorrunden gab es, eine davon in Potsdam. Anstelle von vier Formationen traten im Neuen Theater nur drei auf. Thios Omilos, das im Jahre 2002 gegründete fünfköpfige Ensemble, besteht aus ehemaligen Mitgliedern des Thomanerchores Leipzig. Es bot ein wunderbar homogenes Klangbild in Motetten von Orlando di Lasso, Heinrich Schütz, Erhard Mauersberger und Georg Christoph Biller. Die jungen Sänger sind seit Kindesbeinen mit der Musik dieser Komponisten im großen Chor vertraut, doch im Quintett stellt das Aufeinanderhören, das Zusammenmusizieren sie noch vor eine viel schwierigere Aufgabe. Sie haben sie auch diesmal gemeistert. Am kommenden Sonnabend geht das Quintett auf Tournee nach China.
In Berlin-Friedrichshagen ist die Gruppe muSix beheimatet, in der ebenfalls fünf junge Männer mitwirken. Vor zehn Jahren gegründet, wenden sie sich auch der Pop-Musik einstiger DDR-Gruppen wie Karat oder Puhdys in eigenen Arrangements zu. Sie bevorzugen den softigen Pop, in dem sich sehr viel Melancholie breitmacht. Nicht jede Stimme konnte im Solistischen überzeugen, dafür fanden sie jedoch zu einem schönen Zusammenklang. Leider wiederholte sich die choreografischen Erfindungen ihres Auftritts. Die waren hingegen bei dem Hannoveraner Ensemble vocaldente abwechslungsreich und stimmig. Mit echtem Feeling für das Humoreske und Hintergründige, für das Witzige und Freche haben die fünf Sänger eine große Begabung für eine feinsinnige Show bewiesen. Sie unternahmen eine Mini-Rundreise durch die 80-jährige Geschichte der Popmusik. Das Tolle, dass sie bei ihrem Singen – im Gegenteil von muSix – ohne Technik auskommen. So machten sie deutlich, dass Musik auch ohne technische Hilfsmittel funktionieren kann, dass sie eigentlich so viel lebendiger ist. Vocaldente überzeugte am meisten. Und so bekam die Gruppe den Preis des Publikums und die Jury nominierte sie für das Finale. Klaus Büstrin
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