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Ein Leuchtturm im Musikleben: „Vocalise“-Festival eröffnet heute

Ein wuchtiger Leuchtturm im kulturellen Potsdam ist das „Vocalise“-Festival inzwischen geworden. Vierzehn Jahrgänge hat Ud Joffe, Dirigent und musikalisch-künstlerischer Leiter an der Erlöserkirche, der das Festival initiierte, inzwischen begleitet.

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Ein wuchtiger Leuchtturm im kulturellen Potsdam ist das „Vocalise“-Festival inzwischen geworden. Vierzehn Jahrgänge hat Ud Joffe, Dirigent und musikalisch-künstlerischer Leiter an der Erlöserkirche, der das Festival initiierte, inzwischen begleitet. In diesem Jahr wird es bereits zum 15. Mal stattfinden. Vom 5. bis zum 22. November sind sechs Konzerte in verschiedenen Gotteshäusern Potsdams geplant, in der Erlöser- und St. Nikolaikirche sowie in der Französischen Kirche. Die menschliche Singstimme in verschiedenen Besetzung hat Priorität. Potsdamer Chöre sind dabei, aber auch Ensembles aus Berlin und Freiburg.

Jede „Vocalise“-Neuauflage wird mit einem Thema bedacht. 2015 heißt das Motto „Das Fremde in mir“. Ud Joffe will mit den Konzerten einen Blick auf uns werfen, auf unsere Kultur. Aber auch auf das, was uns fremd erscheint. „Manch moralische Einstellung, politische Überzeugung und ästhetische Norm, die noch unlängst uns und unsere Vorfahren definierte, sind uns ziemlich fremd geworden – oder sind wir fremdgegangen?“, fragt Joffe. „Unsere Hochkultur kann aber nicht nur von Zeitgenössischem und von der Popkultur leben. So sind wir ,verdammt', uns mit dem Fremden in uns ständig auseinanderzusetzen.“ Das Festival will musikalisch diesen Fragen nachgehen, um zu einem Diskurs auch mit uns selbst anzuregen.

Heute Abend wird „Vocalise“ mit einem Jazzkonzert in der Erlöserkirche eröffnet, mit der Musik also, die in den USA um 1900 entstand, und die wir Europäer längst zu unserer eigenen Musik erklärt haben. Der renommierte Jazz-Chor Freiburg unter der Leitung von Bertrand Gröger ist zu Gast, das Ensemble wird als „Mutter aller Jazz- und Pop-Chöre“ bezeichnet. Das Konzert trägt den Titel „Schwing“. Wer also präzisen, swingenden Gesang liebt, der ist in der Erlöserkirche richtig. Am kommenden Samstag musizieren dann die Potsdamer Kantorei, das Neue Kammerorchester Potsdam sowie Gesangssolisten Mozarts bewegendes Requiem in der Erlöserkirche. Auch eine Uraufführung hält der Konzertabend parat. Der israelische Komponist Josef Bardanashvili hat sich mit „Ashkava" (Die Grablegung) der Neuvertonung eines Ausschnitts aus der jüdischen Trauerliturgie zugewandt.

Die Bogarts sind mit vokalen Kostbarkeiten am 13. November in der Französischen Kirche am Bassinplatz zu hören. Einen Tag, später am 14. November, bringen unter anderen die Singakademie Potsdam, der Berliner Lehrerchor und das Neue Kammerorchester Potsdam in der Erlöserkirche die zweite Uraufführung des Festivals zu Gehör. Der Potsdamer Komponist Gisbert Näther schrieb eine Vertonung des „Stabat mater“, einem mittelalterlichen Klagegedicht der Mutter Jesu über den gewaltsamen Tod ihres Sohnes Jesu. Danach wird das sanft-hochromantische „Requiem“ des Franzosen Gabriel Fauré interpretiert. Am Dirigentenpult: Tobias Hennig. Traditionell ist auch ein Sinfoniekonzert des Neuen Kammerorchesters vorgesehen. Diesmal spielt es am 19. November in der Erlöserkirche Tänzerisches aus Europa und Übersee, das mit sinfonischen Elementen verpackt worden ist.

Der Oratorienchor Potsdam hat ebenfalls eine Requiem-Vertonung für sein Konzert am 21. November in der St. Nikolaikirche ausgewählt: das Werk des Franzosen Maurice Duruflé unter der Leitung von Tobias Scheetz. Auf dem Programm stehen weitere Kompositionen von Brahms, Honegger und Ropartz, die dem Thema „De profundis - Aus der Tiefe rufe ich zu dir“ verpflichtet sind. Klaus Büstrin

Eröffnungskonzert heute Abend, 19.30 Uhr, in der Erlöserkirche, Nansenstraße, Karten an der Abendkasse.

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