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Kultur: Vom Barock zum Bordell

Der Kreislauf der Musik: Mit „Wandlungen“ spielt das Duo Serenata eine neue CD ein

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Hannes Immelmann könnte man sich gut und gern auch als Flötist in einem Orchester vorstellen. Aber vielleicht wäre dort sein musikalisches Talent irgendwann wegen umfangreicher Dienste und Belastungen verschlissen worden. So hat er sich wohl entschlossen, die Musik zu seinem Freizeitjob zu machen. Studiert hat Hannes Immelmann Geschichte, hauptberuflich ist er Lehrer und unterrichtet an einem Potsdamer Gymnasium. Aber glücklicherweise haben die Musik und das Flötenspiel ihn nicht losgelassen. Unterricht hatte er übrigens bei namhaften Flötisten wie Christian Lau oder Klaus Holsten.

Und so hat Immelmann sich zu einem souverän musizierenden Flötisten entwickelt, der in verschiedenen Musikstilen zu Hause ist, und sein Instrument bestens beherrscht. Der Musiker ist ein gefragter und inspirierender Partner für viele seiner Kollegen. Mit ihnen spielt er in Kammermusikbesetzungen vor allem Werke des 18. und des 20. Jahrhunderts. So auch mit dem in Berlin lebenden Gitarristen Cesar Queruz. Als Duo Serenata haben sie jetzt eine CD mit dem Titel „Wandlungen“ veröffentlicht.

Dieser Besetzung entspringt ein ganz eigenes Klangideal. Eines, bei dem Immelmann und Queruz zunächst mit historischen Instrumenten wie Traversflöte und Theorbe die Musik der Barockzeit erklingen lassen, um dann mit der Konzertflöte und der Gitarre sich den Werken des vergangenen Jahrhunderts zuzuwenden. Damit entwickeln die beiden Musiker ein weitreichendes Klangspektrum, das auf der CD mit klangschöner Präsenz trefflich zur Geltung kommt.

Natürlich hat die Werkauswahl der beiden mit dem selbst gestellten Thema Wandlung zu tun. Eingeleitet wird sie mit dem englischen Volkslied-Hit „Greensleves“ von 1704, der dann noch einmal in einem Jazz-Arrangement von Mark Hanson auftaucht. Dazwischen Sonaten und Suiten, unter anderem von Antonio Vivaldi und Jean-Féry Rebel. Keine Phrase dieser virtuos-geistvollen Werke klingt bei Immelmann und Queruz beiläufig, alles fügt sich organisch in das Gesamtkonzept und macht den Eindruck einer gründlichen Erarbeitung. Auch bei der „Histoire de Tango“ des Argentiniers Astor Piazzolla, die vom Wandel dieses Tanzes berichtet, vom Bordell in Buenos Aires über die Cafés, die Nachtclubs bis zum modernen Konzert. In dieser Geschichte wird die Bandbreite der Emotionen eines Tangos ausgebreitet. Dafür werden schnelle und kokettierende Melodien neben melancholische Themen und technische Abschnitte gestellt. Ein Höhepunkt der Aufnahme sind die „Metamorphosen“ – also Verwandlungen –, die der Engländer Benjamin Britten 1951 nach Geschichten des antiken römischen Dichters Ovid ursprünglich für die Oboe solo komponierte. Auch auf der Flöte lassen sich die sechs Verwandlungen bestens hörbar machen. Wunderbare Klangfarben weiß Hannes Immelmann dabei zu zaubern, phrasiert mit Kontur zeichnet er akribisch die sechs Charakterstudien nach.

Diese CD ist eine gelungene Arbeit des Duos Serenata, nicht nur für seine Freunde, sondern für alle, die den pulsierenden Kreislauf von Musik erleben wollen. Klaus Büstrin

Die CD „Wandlungen-Transformations“ (14,99 Euro) mit dem Duo Serenata ist im Internationalen Buch, Friedrich-Ebert-Straße/Ecke Brandenburger Straße in Potsdam, erhältlich

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