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Kultur: Vom eigenen Leben überfordert
„Die schwarze Mamba“ hatte T-Werk-Premiere
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Es ist offensichtlich das Gemälde einer sehr schönen Frau, vor dem die beiden Mädchen dort vorn am Bühnenrand stehen. Sie betrachten das Bild und reden miteinander und plötzlich überspringen sie im Wechsel und wie zum Spaß immer wieder die Sicherheitslinie, die sie von dem wertvollen Objekt trennt.
Mit dieser finalen Szene hat Autor Andreas Jungwirth das Thema seines Theaterstückes „Schwarze Mamba“ sehr geschickt auf den Punkt gebracht. Grenzübertretungen, die zwischen Spiel und Ernst schwanken, wirbeln das Leben seiner jugendlichen, wie auch das seiner erwachsenen Protagonisten unsanft durcheinander. Das Kieztheater hatte unter der Leitung von Kim Ehlers und Maria-Magdalena Kwaschik das bereits 2006 uraufgeführte Jugendtheaterstück aufgegriffen und am Mittwochabend auf der Bühne des Potsdamer T-Werks zur Premiere gebracht. Schon das Bühnenbild, das aus hintereinanderhängenden Gazestreifen, Sitzgruppen und einem Wäscheständer bestand, machte neugierig.
Das Stück „Schwarze Mamba“ verhandelt in knapp 70 Minuten die Auseinandersetzungen von Jugendlichen mit den eigenen Eltern, die durch Einsamkeit, Alkohol oder Verlust plötzlich vom eigenen Leben überfordert sind und ihre Ängste und Unsicherheiten auf die Kinder übertragen. Und so zieht sich Konrad (Moritz Herrenberg) immer öfter in den Wald zurück, um mit der Waffe seines gerade verunglückten Vaters Schießübungen zu machen. Dabei überrascht ihn Celine (Luise Panek), die unter der Untreue ihres Vaters (Moritz Herrenberg) leidet, die Schwäche und Alkoholsucht ihrer Mutter (Sonja Hellmers) verachtet und ihre Verletzbarkeit hinter betont selbstbewusstem und unverfrorenem Auftreten versteckt. Die Figur wird von Luise Panek sehr sicher gespielt, wirkt aber im Stück viel zu stark und schafft es nicht, auch einen Blick hinter die Fassade des so robusten Mädchens zu gewähren. Ganz anders dagegen Tanya Mühlinghaus in der Rolle der Freundin Angie. Angie zeigt sich sensibel und verletzbar, gibt ihrer Mutter (Lea Dörlemann) gegenüber ohnmächtig zu, dass sie sie nicht hassen kann dafür, dass sie sie damals nicht wollte und beim Versuch einer stümperhaften Abtreibung Arm und Bein des Mädchens verkrüppelt hat.
Die Waffe, die Konrad mit sich trägt, wird zum zentralen Element des Stückes, denn all die Ohnmacht und Hilflosigkeit scheint plötzlich einen Ausweg zu haben. „Kennst du jemanden, der schon einmal jemanden töten wollte?“ Diese Frage, die Angie ihrer Freundin Celine im Laufe des Stückes stellt, wird plötzlich zum zentralen Element. Das spielerische Aufeinanderzielen zwischen den Freunden, zwischen Mutter (Ronja Kattanek) und Sohn, zwischen Tochter und Geliebter (Nele Krömker) erzeugt eine Dramatik, die sich erst mit dem Fallen eines Schusses löst.
Vielleicht wäre das Stück noch wirkungsvoller geraten, hätte man ihm einen Soundtrack zugestanden. So holen die Umbaupausen, die zahlreich sind und viel zu ruhig und die den Zuschauer buchstäblich im Dunkeln lassen, immer wieder aus dem Stück, das dadurch irgendwie zäh bleibt. Und so wirken die einzelnen Szenen fast etwas schlampig gearbeitet und nicht ordentlich miteinander verbunden. Und der Titel „Schwarze Mamab“ erklärt sich erst durch Recherchen im Internet. Die Mädchen hatten sich im Kino „Kill Bill“ angesehen und dort den Rachefeldzug der Schauspielerin Uma Thurman als „Schwarze Mamba“ verfolgt. Andrea Schneider
Andrea Schneider
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