zum Hauptinhalt
Kunst – oder Imitation? Manfred Gruber ist Schöpfer des „Kaminski“.

© Andreas Klaer

„Ich und Kaminski“ wäre nichts ohne einen Maler: Vom Erfinden und Finden der Bilder

Es klingt wie ein Paradox: Bilder erfinden. Bilder erfindet man doch nicht, schon gar kein Lebenswerk eines fiktiven Künstlers.

Stand:

Es klingt wie ein Paradox: Bilder erfinden. Bilder erfindet man doch nicht, schon gar kein Lebenswerk eines fiktiven Künstlers. Bilder entstehen, weil der Künstler sie in sich hat, weil sie raus müssen. Aber wenn es den Künstler – wie Manuel Kaminski in Daniel Kehlmanns Roman „Ich und Kaminski“ – in Wirklichkeit gar nicht gibt, woher sollen dann die Bilder kommen?

In diesem Fall, in Wolfgang Beckers Verfilmung von Kehlmanns Roman, kommen sie von einem anderen, einem realen Künstler. Manfred Gruber, 1951 geboren, hat Malerei, Bildhauerei und Bühnenbild an der Kunsthochschule Kassel studiert und arbeitet an großen Theatern in Berlin, in Essen – und als freier Maler. Wolfgang Becker kam 2015 verzweifelt zu ihm, er brauchte Bilder, unfassbar viele Bilder aus verschiedenen „Schaffensperioden“, in verschiedenen Stilen, für seine Verfilmung der Kunstwelt-Satire.

Die Job-Beschreibung Filmmaler gibt es aber nicht und andere, die er gefragt hatte, waren zu sehr ihrem eigenen Stil verhaftet. Gruber aber legte los. Fast drei Jahre brauchte er für das Werk, das „Kaminskis“ Lebenswerk werden sollte.

Ist das, was er geschaffen hat, nun selbst Kunst, oder ist es Persiflage? „Es ist Kunst“, sagt Gruber. „Nachgemacht geht ja nicht, es gibt ja kein Vorbild, ich habe den Maler erfunden.“ Schnelligkeit spiele in der Kunst ohnehin keine Rolle. „Picasso hat am Tag manchmal hundert Bilder gemalt, wenn er gerade eine Schaffensphase hatte.“ Der Clou in Kehlmanns Buch und auch im Film ist: Kaminski, ein renommierter Maler, erblindet langsam, malt aber dennoch weiter. Noch so ein Paradox. Wie geht das? Und: Wie sehen solche Bilder, die vom Ringen des Malers mit der Verzweiflung zeugen, aus?

Zu sehen sind Grubers aka Kaminskis Bilder derzeit in Potsdam – als Teil des Literaturfestivals lit:potsdam, das am Freitag offiziell mit Daniel Kehlmann eröffnet. Eine schöne Schleife, die die fiktiven Welten der Literatur, der Kunst und des Films mit der Realität verbindet. Eine Schleife, die man als Betrachter übrigens erlaufen kann: Grubers Bilder sind an drei Orten – in der Stadt-und-Landesbibliothek, im Kulturministerium und im Filmmuseum zu sehen. 

Die Ausstellung „Ich und Kaminski“ ist bis zum 5. August im 2. Stock des Kulturministeriums, in der Stadt-und-Landesbibliothek und im Filmmuseum zu sehen. lit:potsdam beginnt am morgigen Freitag, 19 Uhr, in der Villa Jacobs mit dem diesjährigen Writer in Residence, Daniel Kehlmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })