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Kultur: Vom Roten Kreuz zum Hakenkreuz

Markus Wicke spricht im Potsdam Museum über die NS-Geschichte des DRK in Potsdam

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Die Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes ist eng mit dem Standort Babelsberg verbunden – und dennoch weniger rühmlich, wenn man die Entwicklung zur Zeit des Dritten Reiches berücksichtigt. Was sich damals unter der Führung des Deutschen Roten Kreuzes abspielte, gilt als eines der schwärzesten Kapitel der deutschen Geschichte: Unter dem Deckmantel der Organisation fanden besonders in Konzentrationslagern grausame Verbrechen statt, die mit der ursprünglichen humanitären Mission nichts mehr zu tun hatten.

Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums, hält am morgigen Donnerstag um 19 Uhr einen Vortrag mit dem Titel „Vom Roten Kreuz zum Hakenkreuz. Das DRK-Präsidium in Potsdam-Babelsberg 1939-1945“ zur spannenden Geschichte des DRK-Geländes südlich des Bahnhofs Griebnitzsee, in dessen ehemaligen Präsidialgebäude sich heute die Universität befindet.

Bereits 1896 wurde nahe dem Bahnhof Griebnitzsee ein Depot eingerichtet, welches 1938 zum Zentrallager des Deutschen Roten Kreuzes erweitert wurde. Das Babelsberger DRK-Hauptlager wurde im Zuge des Zweiten Weltkrieges die logistische Zentrale für das Deutsche Reich und die besetzten Gebiete. Der politische Neutralitätsgrundsatz – immerhin zentrale Idee der Hilfsorganisation – wurde im Dritten Reich weitestgehend aufgegeben, es kam zur Gleichschaltung mit der nationalsozialistischen Diktatur. So war es auch nicht verwunderlich, dass ausgerechnet ein SS-Mann zum Geschäftsführenden Präsidenten aufstieg: Der Reichsarzt-SS Ernst-Robert Grawitz, der auch durchsetzte, das Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes an den Griebnitzsee zu verlegen, war persönlich für medizinische Experimente an Gefangenen sowie die Ermordung von körperlich und geistig Behinderten in Konzentrationslagern verantwortlich. Heinrich Himmler genehmigte Grawitz 1943 persönlich acht Juden aus Auschwitz, an denen Grawitz im KZ Sachsenhausen Experimente zur Hepatitis-Infektion durchführte.

Im April 1945 besetzten schließlich sowjetische Truppen Hauptlager und Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes in Babelsberg. Ernst-Robert Grawitz verschanzte sich mit seiner Frau und seinen Kindern im Keller des Hauses, wo er in der Nacht zum 23. April zwei Handgranaten zündet und alle mit in den Tod reißt.

Die Anfänge der Rotkreuzbewegung reichen weit zurück: Die Schlacht von Solferino im Sardischen Krieg 1859 ging als eine der grausamsten Schlachten in die Geschichtsbücher ein. Doch diese Grausamkeit mit zahlreichen verwundeten Soldaten veranlasste den Schweizer Humanisten Jean-Henri Dunant 1863 zur Gründung des „Internationalen Komitees vom Roten Kreuz“ und führte ein Jahr später zur Unterzeichnung der Ersten Genfer Konvention „betreffend die Linderung des Loses der im Felddienst verwundeten Militärpersonen“. Eine humanitäre Mission. old

Der Vortrag findet am morgigen Donnerstag um 19 Uhr im Potsdam Museum, Am Alten Markt 9 statt. Der Eintritt kostet 4 Euro.

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