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Kultur: Vom Traum zum Trauma

„Kopfverletzungen“: Jugendliche zeigen im Landtag Collagen und Skulpturen über Kindersoldaten

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„Es gibt kein feindliches Kind“ steht unter einer Collage, die eine kaputte Puppe mit einem blutdurchtränkten Helm zeigt. Was dabei herauskommt, wenn sich Jugendliche im Kunstunterricht mit dem Thema Kindersoldaten beschäftigen, zeigt eine Ausstellung im Potsdamer Landtag.

Zu sehen ist eine bemerkenswerte Serie von Collagen und Skulpturen, die sehr ernsthaft reflektiert mit diesem grausigen Thema umgehen. „Zersplitterte Seele“ heißt ein Objekt, das einen braunen Kinderkopf zeigt, in dem lauter Glasscherben stecken. Der Kopf als Sitz der Gedanken stand im Zentrum der Betrachtung von zwei Kunstkursen des Oldenburger Graf-Anton-Günther-Gymnasiums, nachdem sie einen Bericht der ehemaligen Kindersoldatin China Keitetsi aus Uganda gehört hatten. Die Ausstellung mit dem doppelsinnigen Titel „Kopfverletzungen“ wird nun nach Stationen in Hamburg und Berlin in Potsdam gezeigt. In ihrer unverstellten emotionalen Betroffenheit schufen die Schüler sehr individuelle Werke von erstaunlicher Wirkung. Eine Skulptur zeigt ein kettenbewehrtes Kind, einen kleinen Soldaten, der vor seinen Kopf ein Schild mit Stacheln hält – Sinnbild der Abwehr und der Angst. Auch bei anderen Gebilden spielt die Angst eine große Rolle, etwa bei einem Klappbild, das sinnfällig zeigt, wie schnell aus einem Traum ein Trauma werden kann. Mehr noch als die äußeren Wunden, hinterlassen die seelischen Verletzungen durch die Gewalt des Krieges Narben für das ganze Leben zurück.

In den „neuen Kriegen“, heißt es in einer Broschüre von UNICEF, nehmen die Kriegsherren keine Rücksicht auf Kinder und Familien. Einstmals errungene moralische Standards scheinen immer weniger eine Rolle spielen. Immer mehr Kleinwaffen geraten in die Hände von Kindern, die damit in Soldatencamps zu kleinen Tötungsmaschinen gedrillt werden.

Mehrere Objekte zeigen den immer schärfer werdenden Gegensatz zwischen einer schönen Welt, wie sie sich (nicht nur) Kinder erträumen und die kinderfeindlichen Zustände in einigen Ländern. Ein schwarzer Kasten wurde von außen mit Fotos grimmig blickender Soldaten aus Asien, Afrika und Südamerika beklebt. Beim Öffnen sieht man im Innern eine Wiesenlandschaft mit Schäfchenwölkchen, Schmetterlingen und Blumen. „Wovon träumte ich als Kind/ ich glaub, wovon alle Kinder träumen: von Liebe und Geborgenheit“ schrieb eine Schülerin in die Farben des Regenbogens.

Das 1953 gegründete Deutsche Komitee für UNICEF, das derzeit 8 000 ehrenamtliche Mitarbeiter in 130 Städten hat, setzt sich auf der ganzen Welt für das Wohl der Schwächsten in der Gesellschaft, der Kinder, ein. UNICEF ist immer auf Partner angewiesen, daher kam das Angebot der CDU-Fraktion im Landtag gerade recht, diese Ausstellung in ihren Räumlichkeiten stattfinden zu lassen. Auch von der Fachhochschule Potsdam und vom Kreiswehrersatzamt kam Unterstützung.

Ergänzt wird die Ausstellung mit Beiträgen von UNICEF über Kindersoldaten und Kleinwaffen. Postkarten aus der Zeit des ersten Weltkrieges zeigen, wie Kinder auch in Europa, wenn nicht als Soldaten, so doch propagandistisch für Kriegszwecke missbraucht worden sind. Damit wird der Kreis von der individuellen, künstlerischen Umsetzung und von der Geschichte hin zur Gegenwart geschlossen. Babette Kaiserkern

Kopfverletzungen, CDU-Fraktion im Landtag BrandenburgBis zum 14. April, Montag - Freitag von 10 - 18 Uhr. Anmeldung für Führungen: 907 80 44.

Babette Kaiserkern

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