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Kultur: Von Argentinien bis Fiji: Kulturtrips per DVD Das erste Dokumentarfilm-Festival Potsdams startet am 11. August. Joachim Polzer hat es organisiert

Auf dem Weg nach Thatta Kedona, einem Dorf in Pakistan. Eine staubige Straße, die Sonne sticht vom strahlend blauem Himmel.

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Auf dem Weg nach Thatta Kedona, einem Dorf in Pakistan. Eine staubige Straße, die Sonne sticht vom strahlend blauem Himmel. Viehherden auf sandigen Böden. Männer mit Eselskarren auf dem Feld. Die Frauen sitzen indes auf einem Balkon zusammen, in lange bunte Tücher gehüllt. Sie besticken Stoff, nähen Kleider, flechten das lange Haar der Halbmeter- Puppen, die ihr Leben verändert haben. Ihr ehemals armes muslimisches Dorf nahe Lahore ist ein Projektdorf und wird auch „The Toy Village of Pakistan“, Spielzeugdorf, genannt. Eine internationale Organisation hat hier mit Helfern aus dem Westen, darunter Rentner aus Deutschland, Geld ins Dorf gebracht. Sie haben die Einwohner unterstützt, Spielzeug für den internationalen Markt herzustellen. Puppen, Blechautos. Bis dahin hatte es in Thatta Kedona nur Tauschhandel gegeben: Ein halbes Jahr Frisieren der Farmerfamilie gegen einen Sack Reis. Heute, mit Münzen in der Tasche, steht der Weg in die Stadt und die Welt offen. „The Toy Village of Pakistan“ hat Joachim Polzer auch seinen dreistündigen Dokumentarfilm überschrieben, mit dem er das Projekt begleitet. Premiere hatte der Film im Mai in den Hackeschen Höfen Berlin. Am 11. August ist die filmische Reise im Alten Rathaus zu sehen. Zur Eröffnung von „Globians“: Potsdams erstem Dokumentarfilm-Festival, das Polzer selbst leitet. 41 Filme aus aller Welt werden bis zum 14. August über die DVD-Projektionsfläche im Konferenzsaal laufen. Sie erzählen über Leben in China, den USA, der Mongolei, Israel, Großbritannien, Kanada oder Argentinien. Ganz im Sinne des Festival-Namens, sagt Polzer. „Globians“ stehe für das Überschreiten eigener Kulturgrenzen. „Auch namhafte Regisseure haben ihre Filme eingereicht“, berichtet der Festival-Leiter stolz. Von Ziva Postec aus Israel hat er gleich mehrere Porträts über israelische Frauen ins Programm genommen. Der Japaner Kazutaka Tokoda bringt einen Film über den Waia-Initiationsritus der Männer des Xavante-Stammes ein. Thomas Uhlig und Oliver Szasz berichten in einer deutsch-britischen Produktion von „Herrn Abdoulaye“, der im Senegal Deutsch unterrichtet. Sie erzählen von seiner Familie, seinem Dorf, der Kultur. Polzer verspricht fünf Weltpremieren sowie Europa- und Deutschlandpremieren. Festivalsprache ist Englisch. Die Filme werden in englischer Originalfassung oder mit englischen Untertiteln gezeigt. Als Publikum wünscht sich Polzer Filmemacher und Film-Interessierte. Mit der Filmhochschule in Babelsberg arbeitet er nicht zusammen. Es gebe Kontakte, aber er habe kein weiteres Studentenfestival organisieren wollen. Auch Filme aus Potsdam fehlen bei dem Festival. Keine Einreichung, bedauert Polzer. Viele der ausgewählten Dokumentationen kommen aus dem Ausland, der Festivalleiter hat sie über die Internetseite für Filmemacher „Without a box“ zusammmengetragen. Die Resonanz war größer, als er erwartet hat. 150 DVDs. In der Mehrzahl produziert von kleinen Gesellschaften. Viele Filme über Brustkrebs oder Aids, über Sportarten wie Lkw-Reifen-Werfen, jüdische Kultur und Reiseberichte. Polzer hat die seiner Meinung nach „nahr-haftesten“ Arbeiten ausgewählt, dabei versucht, eine inhaltliche Balance zu finden. Auf „Qualitätsausrutscher“ sei er kaum gestoßen. Polzers Traum: Er möchte ein Festival etablieren, das sich einreiht in die Dok-Film-Festival-Schleife von Leipzig über Kassel und Osnabrück bis Oberhausen. Einen Publikums- oder Jury-Preis lobt er nicht aus. Konkurrenz verderbe die Stimmung. Er stellt sich informelle Gespräche am Rande der Aufführungen vor. Ohne Podium. Man kommt ins Gespräch, tauscht sich aus. Eine Feed-back-Box soll Meinungen sammeln. Marion Hartig Eröffnung, Donnerstag, 11. August, 19 Uhr, Eintritt pro Vorstellung: 3 Euro

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