
© Manfred Thomas
Von Almut Andreae: Von wegen Lusthaus
Drei Künstler aus Magdeburg stellen in der Produzentengalerie M aus
Stand:
„Lusthaus“ – ein Titel, der lustvoll klingt und neugierig macht. Wer mit derlei Erwartungen die Ausstellung von drei Künstlern des Berufsverbandes Bildender Künstler aus Sachsen-Anhalt in der Produzentengalerie M im Luisenforum besichtigt, fühlt sich da wohl eher ernüchtert. Im Gesamteindruck kommen die Malereien und Skulpturen von Michael Kott, Reinhard Rex und Beate Schoppmann wenn auch nicht lustlos, so doch eher spröde denn sinnlich daher. Was ja – abgesehen von besagter Titelfrage – an sich auch gar kein Makel ist.
Ins Blickfeld gerät in der Ausstellung sehr bald die Holzskulptur von Reinhard Rex. Roh und urwüchsig die größeren Formate „Stehender“ und „Weiblicher Torso“, archaisch in der Anmutung eine kleine „Venus“ und gleich daneben eine „Ägyptische Figur“.
Der „Weibliche Torso“ gewährt eine Menge Ein- und Durchblicke. Der splitternde Kirschholzkorpus der kopflosen Amazone ist ein offener Hohlraum. Eine Eisenstange, Drähte, Verschraubungen und lange Stahlnägel fügen sich zu einer Art Korsett. Wie dieser Torso gerät auch die diagonal in den Raum strebende Figur „Stehender“ latent aus dem Lot. Auch dieser Körper wurde aufgebrochen, die Oberfläche eingekerbt und grob zerfurcht. Ein Blick auf ebenfalls gezeigte Beispiele der Malerei von Reinhard Rex lässt erkennen: im Fokus des Malers, Grafikers und Objektkünstlers steht vorrangig die menschliche Figur. So ursprünglich und ausdrucksvoll seine Skulpturen, so sehr fallen die gezeigten Acrylbilder aus sich plump überlagernden Papierschichten auf Leinwand, zumal die Mixed Media-Arbeit „Mit Anker und Segel“, qualitativ dahinter zurück.
Eine reizvolle Korrespondenz zum Torso-Thema ergibt sich durch drei kleinformatige Leinwandbilder von Michael Kott. Inzwischen hat er schon wiederholt mit Reinhard Rex zusammen ausgestellt. In Potsdam zeigt er neben einem „Bildnis R.“ in unterschiedlich großen Formaten – überwiegend in Öl auf Leinwand – aktuelle Kompositionen, an denen sich die Tendenz zur abstrakten Darstellung festmachen lässt. „Erinnerung“, „Böses Tier“ und „Kopf“ lauten die Titel der augenfälligsten, durch Farbgebung und Formatwahl vergleichsweise plakativ wirkenden Gemälde. Kott streicht die Ölfarbe trocken, beinahe lasierend auf die Leinwand. Seine behutsam gemalten Ölbilder und Arbeiten auf Papier heben die vergleichsweise grobe Materialsprache und Formgebung in den Arbeiten des Künstlerfreundes Rex umso deutlicher hervor. Die Beschäftigung mit der Figur ist auch für Kott offenkundig ein Dauerthema. Die vier aufgeschlagenen Skizzenbücher des Künstlers in einer Vitrine zumindest lassen dies vermuten.
Die Dritte im Bunde der in Potsdam ausgestellten Künstler aus Magdeburg ist Beate Schoppmann. Auch ihre Arbeit war erst kürzlich im Rahmen einer Ausstellung zusammen mit Kott und Rex zu sehen. Die ursprünglich aus Westfalen stammende Malerin hat es 1994 nach Magdeburg verschlagen. Sie bearbeitet ihre Themen vorzugsweise in Serien und greift dabei gerne zum – teils extremen – Querformat.
Drei schmale Latten, auf denen die Malerin städtische Urbanität im Bildstreifen durchmisst, hat sie als vertikale Streben an eine Wand gelehnt. Die gewohnte Leserichtung gerät dadurch leicht aus der Balance. In den Häuser-Serien von Beate Schoppmann werden die gleichförmigen Fensterreihen zum Struktur gebenden, die Komposition gleichsam rhythmisierenden Ordnungsprinzip. In der Farbpalette dem Schmuddelgrau heutiger Stadtarchitektur folgend, entziehen sich die klein- bis mittelformatigen Querformate allzu flüchtiger Betrachtung. Wenn man näher an diese Bilder herantritt und sie forschend betrachtet, ergeben sich interessante malerische Details. Dass die Malerin noch ganz andere Register zog, offenbart ihr in fröhlichen Farben leuchtendes Streifenbild „Rasum III“, das vor zehn Jahren entstand. Das im Titel der Ausstellung ausgerufene Motto löst sich hier noch am ehesten ein.
Bis zum 14. März in der Produzentengalerie M, Hermann-Elflein-Straße 18 (Luisenforum), mittwochs bis freitags 11-17 Uhr, samstags und sonntags, 11-18 Uhr
Almut Andreae
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