Kultur: Vorerst nur ein halbes Jahr
Das Brandenburgische Literaturbüro hat sein Lesungsprogramm für 2010 vorgestellt
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Der Besuch von Herta Müller verspricht schon jetzt der Höhepunkt im Programm des Brandenburgischen Literaturbüros zu werden. Erst am Sonntag, dem 4. Juli, soll die in Berlin lebende Literaturnobelpreisträgerin auf der Terrasse der Villa Quandt aus ihrem jüngsten Roman „Die Atemschaukel“ lesen, doch der Kartenvorverkauf läuft schon sehr gut. Hendrik Röder, Geschäftsstellenleiter im Brandenburgischen Literaturbüro, rechnet mit 500 Gästen. Und er hofft, dass diese Lesung als Höhepunkt nicht gleichzeitig das Aus für das Literaturbüro bedeutet.
Am Montag stellten Hendrik Röder, Peter Walther und Katarzyna Kaminska das Lesungsprogramm des von ihnen geführten Literaturbüros im Rahmen eines kleinen Pressegesprächs vor. Eine verkürzte Form, die mit sieben Veranstaltungen in Potsdam nur bis Anfang Juli, dem besagten Auftritt von Herta Müller, reicht. Denn für die übliche ganzjährige Planung fehlt das Geld. Noch immer ist die neue rot-rote Landesregierung in Brandenburg mit der Regierungsbildung beschäftigt, ist noch nicht entschieden, wie viel Geld dem Kulturministerium in diesem Jahr überhaupt zur Verfügung steht. Erst im Sommer soll der Landeshaushalt für das Land Brandenburg verabschiedet werden. Ein vorläufiges Haushaltspaket wird in den Kabinettssitzungen der kommenden Wochen geschnürt. Doch weil freie Träger in Brandenburg, die wie das Literaturbüro allein durch das Land gefördert werden, so lange nicht warten können, hat die Regierung 40 Prozent der jährlichen Förderung unter Vorbehalt zur Verfügung gestellt. Geld, das zumindest für eine Planung von sechs Monaten reicht.
Den Auftakt zu dem Halbjahres-Literaturprogramm gibt eine andere Preisträgerin. Am Mittwoch, dem 10. Februar, stellt Kathrin Schmidt ihren Roman „Du stirbst nicht“ in der Villa Quandt, Große Weinmeisterstraße 46/47, vor. Für die Geschichte der Helene Wesendahl, die sich nach einer Hirnverletzung im Krankenhaus wiederfindet, ohne Kontrolle über ihren Körper, sprachlos, mit Erinnerungslücken, erhielt Kathrin Schmidt im vergangenen Herbst den Deutschen Buchpreis. Ihr folgen am Sonntag, dem 28. Februar, die Potsdamer Autoren Lonny Neumann, Klaus-Peter Möller und Klaus Büstrin, die in der Reihe „Literatouren“ mit Hermann Kasack, Reinhold Schneider und Theodor Fontane Schriftsteller vorstellen, die auch in Potsdam lebten. Wie Peter Walther sagte, sollen die gelesenen Essays eine Annäherung, nicht nur literarisch, sondern auch touristisch an Potsdam sein. Geplant ist, dass die Texte dann nicht nur im Internet, sondern auch als kleine Buchveröffentlichung erscheinen sollen.
Es folgen am 4. März eine Lesung mit Michael Schindhelm aus „Dubai Speed. Eine Erfahrung“ und am 17. März eine Lesung mit Wieland Förster, der erst in der vergangenen Woche zum Ehrendoktor der Universität ernannt wurde. Förster, bekannt vor allem als Bildhauer, hatte 1981/82 den Roman „Der Andere. Briefe an Alena“ geschrieben. Doch erst im vergangenen Jahr konnte auf Betreiben des Brandenburgischen Literaturbüros ein Verlag gefunden werden, der das Manuskript in Buchform endlich herausgab. Nach der Premiere im Wilhelmshorster Huchel-Haus sei die Ehrendoktorwürde Anlass genug, Förster und seinen Roman noch einmal zu Wort kommen zu lassen, so Hendrik Röder.
Bevor dann Herta Müller zu erleben sein wird, kommt am 24. April John von Düffel, um über einen Dokumentarfilm über die Entstehung seines Romans „Houwelandt“ zu sprechen. Einen Monat später, am 29. Mai, liest Blixa Bargeld, Kopf und Sänger der einflussreichen Industrial-Band „Einstürzende Neubauten“ und langjähriger Wegbegleiter von Nick Cave, aus „Europa kreuzweise. Eine Litanei“.
Über eine vorläufige Planung für das zweite Halbjahr wollen Hendrik Röder, Peter Walther und Katarzyna Kaminska noch nicht reden. Hier muss erst Klarheit herrschen, ob eine Förderung durch das Land auch weiterhin gewährleistet ist. Ideen aber, so Katarzyna Kaminska, gibt es genug. So sei geplant, in Zusammenarbeit mit der französischen Botschaft Schriftsteller aus Frankreich wie Justine Lèvy, Anna Gavalda und Pascal Hugues in Potsdam lesen zu lassen. Doch noch ist alles offen.
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