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Kultur: Weil Lesen verpflichtet Buchpaten vorgestellt:

Lutz Partenheimer

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410 wertvolle historische Bücher hat die Stadt- und Landesbibliothek Potsdam schon restauriert. 130 Menschen haben dafür eine Patenschaft für ein Buch übernommen. 138 000 Euro haben sie für die Rettung der Bücher gezahlt, seit die Bibliothek 1997 das Projekt „Buchpaten gesucht“ ins Leben gerufen hat. Im vergangenen Jahr haben allein 28 Buchpaten mit 4860 Euro Spendengeld 18 Bücher gerettet. Die PNN stellen in loser Folge Buchpaten vor. Heute: Lutz Partenheimer.

Der Potsdamer Historiker Lutz Partenheimer weiß genau, was in Büchern steckt: viel von dem Menschen, der sie schreibt. Partenheimer weiß das so genau, weil er selbst zwei Bücher geschrieben hat. Das erste 2001 über Albrecht den Bären, den Gründer der Mark; das zweite im vergangenen Jahr über die Entstehung Brandenburgs. „Für ein Buch benötigt man viel Kraft, muss viel entbehren“, sagt Partenheimer. Auch Freizeit. In Urlauben und an Wochenenden habe er pausenlos geschrieben.

Jedes Jahr spendet Partenheimer nun mehrere 100 Euro für die Rettung alter Bücher – mal 200, mal 400 Euro. Fühlt er sich seinen Autorenkollegen verpflichtet? Nein, eher der Bibliothek, sagt er. Denn seit 1978 ist er Leser der Stadt- und Landesbibliothek in Potsdam, seit er dort sein Geschichtsstudium begonnen hat. Bis heute schöpft der mittlerweile 51-jährige Uni-Dozent einen Großteil seiner Arbeitsmaterialien aus der Bibliothek, besonders aus der „Brandenburgica“. Sie ist die bedeutendste Sammlung zur Geschichte Brandenburgs. Sie besteht aus 55 000 Büchern, Karten, Broschüren – alles über das Land. Außerdem enthält sie einige der wichtigsten Quellen zur Geschichte der Mark. Und die ist ja Lutz Partenheimers Spezialgebiet.

Er habe überhaupt ein sehr enges Verhältnis zur Bibliothek, betont er. Mit den Bibliothekaren tausche er regelmäßig Literatur-Tipps aus. Und er war von 2003 bis 2005 Vorsitzender des Fördervereins der Bibliothek. Zwar sei das Projekt „Buchpate gesucht“ nur aus der Not geboren. Denn eigentlich stehe ja das Land in der Verantwortung. Doch wenn das nicht genügend Geld zur Verfügung stelle, könne er ja nicht da stehen und zusehen wie die Bücher verrotten. Vor allem nicht die aus seiner Lieblingssammlung „Brandenburgica“.

Lutz Partenheimer hat bereits Bücher über den Siebenjährigen Krieg, ein Werk über den sächsischen Adel aus dem 17. Jahrhundert und weitere Geschichtsbücher aus den vergangenen Jahrhunderten gerettet und so auch „ein Stück des Menschheitsgedächtnisses“. Auch, wenn die Bücher nicht mehr dem letzten Forschungsstand entsprächen. Sie seien Zeugen der Entwicklung des menschlichen Wissens, und oft auch handwerkliche Kunstwerke. „Manchmal sind sie mit Kupferstichen illustriert“, sagt Lutz Partenheimer.

Und seine Bücher, sollen die im nächsten Jahrhundert auch mal vor dem Verrotten gerettet werden? „Na, wenn sie abgenutzt und zerfleddert sind, weil sie so viel gelesen wurden, würde ich mich ja freuen“, meint Lutz Partenheimer. Aber selbst wenn die Bücher zerfielen, seine Werke sind ja noch digital beim Verlag gespeichert. Juliane Wedemeyer

Juliane Wedemeyer

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