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Kultur: Weit mehr als ein Sommerspaß

Das Poetenpack hat sich Shakespeare verschrieben und zeigt „Venus und Adonis“ im T-Werk

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Seine Theaterstücke fand William Shakespeare nicht so wichtig. In gedruckter Form gab er sie nicht heraus. Nur seine Sonette sowie die beiden langen erzählenden Gedichte „Venus und Adonis“ und „Tarquin und Lucrezia“ schienen ihm für eine Veröffentlichung wert zu sein. Die Schauspiele kennt die Nachwelt von der „First Folio“-Ausgabe, die Shakespeares Freunde 1623, sieben Jahre nach seinem Tod, herausgaben.

„Er hat mit einer großen Differenziertheit darüber geschrieben, was es bedeutet, Mensch zu sein“, sagt Andreas Hueck, der künstlerische Leiter des Theaters Poetenpack Potsdam. „Wenn beispielsweise Othello vor Eifersucht fast platzt, Romeo und Julia zum ersten Mal erkennen, was wahre Liebe ist, und sich Hamlet mit der Frage auseinandersetzt, was passiert, wenn wir sterben, dann kann man sich damit identifizieren, auch nach mehr als 400 Jahren.“ Shakespeares Stücke sind nach wie vor die meistgespielten Stücke in aller Welt.

Auch das freie Theater Poetenpack ist mit dem Werk Shakespeares gut vertraut. Von Anfang seines Bestehens stehen Schauspiele des großen Briten, der vor 450 Jahren geboren wurde, auf dem Programm. Mit der 1589 entstandenen „Komödie der Irrungen“, dem ersten Stück des Dichters, stellte es sich im Sommer 1999 vor. Als Spielort wählten Andreas Hueck und seine damaligen Mitstreiter den Platz vor der Friedenskirche Sanssouci. In den 15 Jahren seines Bestehens hat das Poetenpack elf Stücke Shakespeares auf die Bühne gebracht, Populäres wie „Der Widerspenstigen Zähmung“, „Wie es euch gefällt“ oder „Was ihr wollt“ sowie relativ Unbekanntes wie „Ende gut, alles gut“, Verlorene Liebesmüh“ oder „Zwei Herren aus Verona“. Die Tragödie „Hamlet“ steht seit 2007 auf dem Spielplan des Theaters und findet in der Inszenierung von Justus Carrière auf Gastspielen immer wieder Anklang, unlängst auch im T-Werk.

Zumeist schöne historische Orte wählt Andreas Hueck für die Aufführungen in den Sommermonaten, in Potsdam und anderswo. „Natürlich wollen wir auch mit unseren Shakespeare-Aufführungen vor romantischen Schlosskulissen oder in idyllischen Parkanlagen, von denen es in der Landeshauptstadt reichlich gibt, die Zuschauer unterhalten. Das war ja auch das Anliegen des Dichters. Doch wir wollen sie nicht zum netten Sommerspaß an warmen Abendstunden verkommen lassen“, sagt der Theaterchef, der vor 15 Jahren das Poetenpack gegründet hat. „Mit den Stücken von Shakespeare erleben wir auch heute noch etwas sehr Direktes. Sie waren und sind voller Überraschungen, Wunder und Unwahrscheinlichkeiten, wüst, grausam und komisch. Und sie wollen uns vor allem zum Nachdenken bewegen.“ Somit ist es für Andreas Hueck wie wohl für jeden Theatermenschen eine Freude und dankbare Aufgabe, sich mit dem großen Briten zu beschäftigen.

In dieser Sommerspielzeit wird zwar keine neue Shakespeare-Produktion auf die Poetenpack-Bretter kommen. Doch mit der eigenen szenischen Bearbeitung des erzählenden Gedichts „Venus und Adonis“, das bereits seit den Anfangsjahren der freien Theaterbühne die Zuschauer in ganz Deutschland bezaubert, wird am heutigen Samstag im T-Werk der Dichter zu Wort kommen. Der junge Shakespeare ist zu Gast beim Musikliebhaber Baron von Titchfield. Er hofft, ihn als Mäzen zu gewinnen. Doch die Baronin hat ein Auge auf den Dichter geworfen und dichtet seine Texte weiter. Purcell kann seine Eifersucht nicht verbergen und verarbeitet sie musikalisch. Die Geschichte von Venus und Adonis, die schon der antike römische Dichter Ovid in seinen „Metamorphosen“ verarbeitete, wird zu einem Beziehungsthema zwischen der Baronin von Titchfield und dem Dichter. Neben Andreas Hueck wirken auch Cassandra Hoffman, Niklas Trüstedt an der Viola da gamba, sowie Gösta Funck auf dem Cembalo mit.

„Neben den Wiederaufnahmeproben sind wir gerade dabei, Lessings ,Minna von Barnhelm’ zu inszenieren. Anlässlich der ersten brandenburgischen Landesausstellung soll es aufgeführt werden. Das Lustspiel passt bestens zum Thema ,Szenen einer Nachbarschaft‘, das die Beziehungen Sachsen-Preußen näher beleuchtet“, berichtet Andreas Hueck. Nicht nur im Landesausstellungs-Zentrum Doberlug-Kirchhain wird gespielt, ab 17. Juli auch im Potsdamer Q-Hof. Wieder zu sehen sind in diesem Sommer erfolgreiche Inszenierungen des Poetenpacks: „Onkel Wanja“ von Anton Tschechow sowie das Stück für die ganze Familie „O wie schön ist Panama“.

Andreas Hueck und seine Mitstreiter sind sich sicher, dass im kommenden Jahr wieder ein Schauspiel von William Shakespeare dran ist. Das Heckentheater am Neuen Palais könnte dafür reanimiert werden. Und Stücke gibt es reichlich.

„Venus und Adonis“ mit dem Poetenpack am heutigen Samstag um 20 Uhr im T-Werk in der Schiffbauergasse.

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