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Kultur: Weltmusik für kleine Ohren

Zehn Jahre Kammerakademie, zehn Jahre Kinderkonzerte

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Welches Kind kommt nicht gern zu einer Geburtstagsparty? Schon im August und nun am vergangenen Montag und Dienstag waren insbesondere Kita- und Schulkinder zu einer ganz besonderen Feier in den Nikolaisaal eingeladen: Die Kammerakademie Potsdam zelebrierte ihr zehnjähriges Bestehen, genau so lange gibt es Kinderkonzerte. „Happy Birthday reist um die Welt“ versprach ein Konzertabenteuer für die ganze Familie, und abenteuerlich wurde es gewiss. Isabel Stegener und Peter Rainer, Mitglieder der Kammerakademie, gelang es, die quirligen Kinder von Anfang an zu fesseln, es wurde gelauscht und mitgemacht, Spaß, Spannung und lockere Wissensvermittlung wechselten einander ab.

Mit einer Geburtstagstorte gratuliert Isabel Stegener dem Violinisten Peter Rainer, dann müssen Geschenke ausgepackt werden. Eine Tüte Tortilla-Chips gibt Rätsel auf: Woher kommen eigentlich diese Dinger, will Rainer wissen. Außerdem muss eine musikalische Choreografie einstudiert werden, per Zeichensprache auf den Eintrittskarten zu lesen. Ein Rhythmus aus Klatschen, Stampfen und Rufen. Ein Regenschirm dient als Sound-Kollektor, und als – zufällig? – die Chipstüte da hineingerät, passiert es: Blitz und Hallo, das Licht geht aus und wieder an, und hinterm Bühnenvorhang raschelt es geheimnisvoll. Fünf Musiker mit riesigen Sombreros spielen ein Geburtstagsständchen. In das mehrstimmige Stück hat sich irgendwo das bekannte „Happy Birthday“ eingeschlichen, die Kinder sind aufgefordert, genau hinzuhören, den entsprechenden Instrumentalisten herauszufinden. So gibt es gratis zum Spaß Instrumentenkunde, Gehörschulung, Rhythmuskunde. Da die weiteren Päckchen geheimnisvolle Inhalte enthüllen, wird gleich etwas Erdkunde vermittelt: Woher kommt die Matroschka und was kann der Cowboy-Colt bedeuten? Die Flöte steht für Irland, die Wanderschuhe für Österreich. Eine afrikanische Trommel ist schnell zugeordnet, beim jüdischen Leuchter dauert es etwas länger, bis das Stichwort Israel fällt. Jedes Geschenk wandert, mit lautstarker Unterstützung durch den rhythmischen Kinderchor, in den Regenschirm und zaubert eine stets neue landestypische Musikerformation auf die Bühne.

Mit Violinen, Cello, Klarinette, Gitarre und Schlagzeug erklingen dazu kurze Ständchen aus der jeweiligen Region, die Musiker mal mit russischen Pelzmützen oder Cowboyhüten, schottischen Caromützen oder herrlich großen, knallbunten Afroperücken. In jedem Stück gilt es, das Geburtstaglied zu entdecken, außerdem darf mitgetanzt oder geklatscht werden, es wird englisch oder russisch gesprochen, kein Problem: Die Kinder sind wie verzaubert und lassen sich mitnehmen auf diese musikalische Reise. Keiner hat zum Schluss Lust, nach Hause zurück zu kehren, und so wird kurzerhand der ganze Globus in den Schirm gesteckt, „auf eure Verantwortung!“, warnt Rainer theatralisch. Mit dem mitreißenden Disco-Hit „We Are Familiy“, der letztlich auch als Zugabe herhalten muss, endet das Konzert, die kleinen Musikfans sind anschließend schwer begeistert, erzählen einander, welche Instrumente sie zu Hause haben und spielen.

„Diese Kinderkonzerte im Foyer laufen sehr gut“, sagt Stegener. Mittlerweile sind Kammermusiker regelmäßig außerdem in Schulen zu Gast. Die Workshops „Klirrende Kälte und Zitternde Saiten“ im Januar sowie weitere Konzerte im Februar seien bereits ausverkauft, so Stegener. „Wir würden gern mehr Termine anbieten, dazu reichen leider unsere finanziellen Mittel nicht“, bedauert die Musikpädagogin. Steffi Pyanoe

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