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Damals und Heute. In der Ausstellung „Wendekinder“ lernt der Besucher zur Wendezeit geborene Menschen kennen, hier Karolin aus der Prignitz.

© Jens Oellermann

Kultur: Wendekinder im Zeitraffer

Die Landeszentrale für Politische Bildung zeigt Biographie-Porträts von jungen Menschen

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Schon mit 14 Jahren war Luisa Köhler eines klar: Flexibilität in der späteren Berufswahl ist wichtig, eine entsprechende Ausbildung Voraussetzung. Einige Jahre später hofft sie, in den Studienfächern der Kulturwissenschaften und Französischen Philologie die richtige Lösung gefunden zu haben, wird aber schnell enttäuscht. Die mittlerweile 25-jährige Potsdamerin ist eine von zwölf Protagonisten, die in der aktuellen Ausstellung der Brandenburgischen Landeszentrale für Politische Bildung (BLPB) „Wendekinder II. Eine Fortsetzung“ vorgestellt werden.

Auf großformatigen Infotafeln sind dabei verkürzte, sehr persönliche Lebensläufe zu lesen - gespickt mit über zehn Jahre alten Zitaten. Denn wie der Titel schon sagt, ist die Ausstellung eine Fortsetzung des Projektes „WendeKinder“, das die BLPB im Jahr 2004 präsentierte. Im Fall von Luisa Köhler absolviert die junge Frau nach längerer Suche schließlich eine Ausbildung als Erzieherin und arbeitet einige Zeit in einem Potsdamer Hort. Aktuell will sie ab Oktober in Berlin Pferdewissenschaften studieren.

Wie Kuratorin und Projektinitiatorin Martina Schellhorn auf der Eröffnung am Mittwochabend sagte, sei der Auslöser damals die Schließung von Schulen in der Prignitz gewesen, die auf Grund der geburtenschwachen Jahrgänge nicht genug Schüler hatten. Damals hatte sie sich vorgenommen, die Geschichten derjenigen zu erzählen, die in diesen Jahrgängen, also 1989/1990 geboren seien.

Nun, über zehn Jahre später, sei der 25. Jahrestag Brandenburgs ein guter Anlass für eine Wiederholung gewesen. Dabei wollte sie herausfinden, was aus den Träumen von damals geworden sei, wobei sie nicht ohne Angst an die Aufgabe ging. „Das Erlebnis damals, die Verbindung zu den jungen Menschen aufzubauen, war etwas ganz Besonderes“, so Schellhorn. „Ich wusste nicht, ob sich das wiederholen lässt.“ Doch sie wurde eines Besseren belehrt, der alte Zauber kam auch in den wiederaufgenommenen Gesprächen, die sie Anfang dieses Jahres führte, zurück. Die Ergebnisse sind nicht nur in den Schautafeln festgehalten, die zusätzlich mit collageartig angeordneten Fotos von damals und heute angereichert sind. Sie füllen auch ein Buch, das alle Biographien detailliert wiedergibt.

Für Luisa Köhler, die bis auf einen abenteuerlichen Aufenthalt in Australien ihrer Heimatstadt Potsdam treu blieb, ist es keineswegs seltsam, sich selbst zu betrachten. Sie steht hinter ihren Aussagen - auch hinter denen ihres 14-jährigen Ichs. „Ich finde es eigentlich eher erfrischend, dass ich damals schon gewisse Meinungen vertreten habe, die sich bis heute nicht geändert haben“, sagt sie. So sei ihr etwa Politik schon immer wichtig gewesen, auch wenn sie selbst nicht unbedingt aktiv werden möchte. „Aber es ist mir wichtig, informiert zu sein“, so Köhler. „Ich will immer wissen, was um mich herum los ist.“ Auch ihr offenes Weltbild in Bezug auf die Berufswahl hat sie sich erhalten. Dabei sei ihr schon klar, dass Pferdewissenschaften eine sehr spezielle Wahl sei, aber sie könne damit in vielen Bereichen arbeiten und weiter ihre soziale Ader pflegen. Schließlich liege ihr jedes Wesen am Herzen – egal ob mit vier oder zwei Beinen. S. Kugler

„Wendekinder II. Eine Fortsetzung" noch bis zum 14. April 2016 in der Brandenburgischen Landeszentrale für Politische Bildung, Heinrich-Mann-Allee 107

S. Kugler

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