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Ehrengast. Wim Wenders interessiert sich für die 3D-Filme der HFF.

© M. Thomas

Kultur: Wenders hat einen Traum

Der renommierte Regisseur Wim Wenders erschien zur „Sehsüchte“-Retrospektive an der Filmhochschule

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Gespannt standen am Freitagabend kurz vor 21 Uhr drei Personen mit großen Kameras vor der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF). Sie hielten nach einem schwarzen Auto mit dem Logo des „Sehsüchte“-Studentenfilmfestivals Ausschau. Als der Wagen schließlich kam und der Filmemacher Wim Wenders ausstieg, ließen sie aufgeregt ihre Blitze aufleuchten. Wenders posierte lässig in Jeans und Jackett vor der Autotür. Er kam als Ehrengast zur ihm gewidmeten Retrospektive der „Sehsüchte“.

Während im vollbesetzten Kinosaal der HFF noch die letzten Minuten von Wim Wenders Werk „Pina“ liefen, ließ sich der Filmemacher zusammen mit Festival-Organisator Tobias Krell geduldig hier und dort noch einmal in gewünschter Pose fotografieren. Im Anschluss an die Retrospektive, in der vier Wenders-Streifen gezeigt worden waren, nahm sich Wim Wenders über zwei Stunden Zeit, um mit den Studenten und Festival-Gästen über seine Arbeit zu sprechen.

Tobias Krell musste nach einer kurzen Einführung keine weiteren Fragen mehr stellen, denn Wenders holte selbst aus. Er erzählte, wie er den Schauspieler Javier Bardem für sechs Monate in den Kongo geschickt hatte, um sich mit „Ärzte Ohne Grenzen“ auf eine Rolle vorzubereiten. Der Film sei dann nie gedreht worden. „Ich fühle mich immer noch ein bisschen schuldig ihm gegenüber“, sagt Wenders ohne eine Miene zu verziehen in den Saal. Diese Anekdote habe jedoch zu dem nur halbstündigen, aber eindringlichen Dokumentarfilm „Invisible Crimes“ geführt, den Wim Wenders 2007 für „Ärzte Ohne Grenzen“ im Kongo über eine Selbsthilfegruppe von vergewaltigten Frauen produziert hat. Ohne Strom, nur mit dem Tageslicht gedreht, lässt Wenders darin fünf Frauen von ihren Schicksalen erzählen, die im Kongo noch immer zum Alltag gehören.

Der Großteil des Gesprächs kreiste jedoch um Wenders neuen 3D-Film „Pina“. So viele technische Fragen wie an diesem Abend darf Wenders wahrscheinlich selten so ausführlich beantworten. Zwischen den technischen Details erzählte Wenders in gleichbleibend ruhigem Ton warum er diesen Film nur in 3D hatte drehen können. Für Wenders bedeutete 3D die langersehnte Lösung, Tanzstücke mit einer räumlichen Tiefe festhalten zu können, die nicht nur die Schritte, sondern auch die Aura von Pina Bauschs Tanztheater einzufangen vermag. Ein Wunsch, den er Jahre mit sich getragen hatte, ohne zu wissen, wie er ihn angemessen umsetzen könne. Als Wenders 2007 anfing an „Pina“ zu arbeiten, gab es nur einen einzigen Mann, in Frankreich, der die nötige Technik dafür liefern konnte. Jetzt, verriet Wenders, träume er davon, die 3D-Technik für weitere Dokumentarfilme zu nutzen. „Ich bin angefixt“, sagte er und wandte sich zum Schluss der Diskussion an die Filmstudenten der HFF „Ich würde gerne mal sehen, was ihr damit hier so macht.“ „Dann kommste einfach mal vorbei, Wim“, lautete die prompte Antwort von Tobias Krell. Zum Abschied nahm der Regisseur lächelnd einen „Sehsüchte“-Pullover in eine „Sehsüchte“-Baumwolltasche in Empfang und verschwand in der Nacht.

, ine Zimmer

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