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Kultur: Wenig Aufruhr

Erinnern an Ausstellungen des vergangenen Jahres

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Gab es 2007 eine Ausstellung, ein Kunstprojekt, das die Herzen und Gemüter in Aufruhr gebracht hat? Immerhin haben wir zuzm Beispiel den Brandenburgischen Kunstverein Potsdam, der zum Dinner einlud. Aber das war dann eine Finte, was die, das vorher nicht bemerkt hatten, erst bemerkten, als sie den Schelmen auf den Leim gegangen waren. Und fühlten sich doppelt vorgeführt, hatten sie doch nicht einmal die Karte als eine Art Kunst identifiziert.

Da nehmen wir doch lieber mit der Art Brandenburg vorlieb, die eine Menge Künstler in einem neuen, guten Raum zusammenbrachte, vielfältig in der Ausdrucksform, aber wenig überraschend für die Kenner der Szene. Wenn man den sicher nicht ganz repräsentativen Umfragen des veranstaltenden Verbandes der brandenburgischen Künstler glaubt, haben viele Besucher auch Kunst gekauft. Doch das, was sie mitgenommen haben, ist oft das alt Bekannte: Potsdam-Impressionen von Alfred Schmidt und Christian Heinze, Fotografie-Bücher vom Heiligen See, der von Monika Schulz-Fieguth noch schöner, als wir ihn kennen, abgelichtet wurde.

Suchen wir aber nach dem – außer Schönen – auch (positiv) Überraschenden, erinnern wir uns an den Besuch der Luzerner Künstler, die bei sommerlichen Temperaturen im Fachhochschul-Schaufenster abstiegen und unter anderem mit einer Zucker-Perfomance unser Dasein versüßten. Und erlaubten uns einen tiefen Blick in ihre Schaffenskraft. Das hat sich gelohnt. Auch die menschenleeren architektonischen Gemälde von Ben Willikens, die im Kunsthaus ausgestellt waren, bleiben im Gedächtnis. Sorgfältig wie immer artikulierte sich die Galerie Ruhnke, die, wie viele andere Galerien auch, ihr gutes Geschäft mit sehenswerter Kunst betrieben.

Das Luisenforum ist auf dem besten Weg, sich zu einer Art Musenhof zu mausern, dem allerdings bisher noch der Zuspruch der Öffentlichkeit fehlt: Zuletzt bei der Ausstellung von Danh Vo im Brandenburgischen Kunstverein – und auch der Brandenburgische Verband Bildender Künstler arbeitet mit Sammelausstellungen weiter sehr ruhig vor sich hin. Da wünschte man sich einmal den Mut zu einer Position, und die bräuchte noch nicht mal umstritten sein.

Die zweite Kunstgenusstour Ende September ließ uns verstehen: Auch wenn die Shuttles zur Galerie Bauscher, die mit ihrer Sommerausstellung viel Licht in das babelsbergische Kunstdunkel gebracht hatte, nicht immer den richtigen Weg fanden: Die Kunst in der Nacht, tafelfertig zu Kulinaria serviert, scheint eine Erfolgsstrategie zu sein.

Was man auch gegen die trutzigen Mauern des Alten Rathauses einwenden könnte, sie haben würdig vor allem Barbara Raetsch begrüßt, deren Werk hier so ausführlich wie nie zu sehen war und auch von vielen bewundert wurde; Bernd Krenkel konnte mit seinen Seen-, die Seelenlandschaften waren, punkten, und Frau Ascheberg von Bamberg war in einer engagierten Ausstellung zu entdecken.

Aber auch der Kunstraum, der zuletzt mit dem opulenten Werk von Steffen Mühle Anziehungspunkt gewesen ist, bemüht sich um grenzüberschreitende Kontakte: der steife Schimmelreiter führte immer wieder die vorbeifahrenden Autos zu einem Beinahe-Crash, und das ist ja schließlich etwas, was man von der Kunst erwarten kann: Dass sie uns aus der bequemen Lenkrad-Fest-Haltung herausreißt und darauf aufmerksam macht, dass es neben dem ach so mobilen Gelderwerbs- auch noch ein anderes Leben geben kann. Lore Bardens

Lore Bardens

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