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Kultur: Wenn die Sonne explodiert

Musikalisch bleibt die Band East Blues Experience bei dem, was sie schon immer pflegt, dem Blues-Rock. Zum Konzert im Club Charlotte bringt sie aber erstmals deutsche Texte mit – und die haben es in sich

Stand:

Potsdam - Back to the Roots – zurück zu den Wurzeln – heißt es seit Kurzem für die Berliner Band East Blues Experience. Sänger und Gitarrist Peter Schmidt hat seine Muttersprache wiederentdeckt und schreibt nun auch deutsche Songs. Bisher fühlte er sich fast ausschließlich in der englischen Sprache wohl; Peter Schmidt, einer der bekanntesten Blues-Rock-Gitarristen Deutschlands, der am kommenden Freitag mit seiner Band im Club Charlotte spielt, wird bei Konzerten in Kanada schon mal für einen Nativespeaker gehalten: „Die Zuhörer dort verstehen meine Texte genau so, wie ich sie meine. Sie sind zum Teil richtig berührt.“

Das gefiel ihm, und manchmal wünscht er sich das von seinem deutschen Publikum. Doch bisher habe er sich nie richtig getraut, deutsch zu singen. Jede Sprache habe schließlich eine andere Sprachmelodie, lasse sich anders musikalisch verarbeiten. Er selbst denke oft in Englisch. Und dann gab es plötzlich Dinge, die er nur auf Deutsch sagen konnte – und wollte. Also hat die Band im vergangenen Jahr eine CD auch mit deutschen Songs produziert. „Der Tag“ ist ein Stück, das gut in die aktuelle Zeit passt – zufällig.

Schmidt, der Atheist, schreibt dort über den Tag, an dem die Reibereien zwischen den Weltreligionen enden. „Das ist für mich alles so unbegreiflich – und ich wohne ja quasi in der Türkei, im Berliner Wedding.“ Im Song heißt es: „Dieser Tag vereint die Philosophen, das Fest beginnt, Frieden wird für immer.“ Ein frommer Wunsch, sagt der 57-jährige Musiker. Und so endet der Song, der zu Beginn wie eine schlagerhafte Rock-Vorlage für die Friedens-Versöhnungshymne klingt, mit einem typischen Peter-Schmidt-Finale: „Das ist der Tag, an dem die Sonne explodiert!“, singt Schmidt – und manövriert den Song auf der Rock-’n’-Roll-Skala ordentlich nach oben. Rock statt Weltfrieden. Denn, sagt Schmidt, „das wird wohl nie passieren“. Ob er deshalb schon Morddrohungen bekommen habe, für seine musikalische Karikatur? „Das fragen mich viele“, sagt er leicht amüsiert. Und verneint.

EBE werden nun aber keine weltrettenden Agnostiker. Sie bleiben eine Rockband, und beim Konzert stehen neue wie alte Songs auf der Setliste. Gibt es bald ein ganzes neues Album? Vielleicht, sagt Schmidt. Stoff genug hätte er ja, aber die Zeit fehlt, das ewige Problem der Band, die sich vor 25 Jahren gründete. Jeder von ihnen habe weitere musikalische Projekte, Bassist Jäcki Reznicek und Schlagzeuger Ronny Dehn spielen bei Silly.

Neu ist in jedem Fall der vierte Mann. Adrian Dehn, 18 Jahre alt und Sohn des Schlagzeugers, ist als zweiter Gitarrist dabei. Adrian sei quasi mit der Band großgeworden, habe schon als kleiner Stippi bei den Proben im Hause Dehn zugehört. Seit einigen Jahren hat Adrian auch eine eigene Band, die White Dukes gehen als Support mit auf Tour. Steffi Pyanoe

Heute Abend um 21 Uhr im Club Charlotte in der Charlottenstraße 31. Karten kosten 18 Euro

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