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Kultur: Wer möchte Zwerg werden?

Samstag verwandelt sich der Lindenpark in eine Kinderfilmstadt / Profis drehen mit den Besuchern

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„Alles ist wie beim echten Film. Vom Casting über die Kostüme bis zur Regie liegt alles in den Händen von Profis“, so Rolf Losansky, der selbst ein alter Filmhase ist. Und man merkt ihm auch bei der Vorbesprechung mit seinen Kollegen an, dass das Blut in Wallung gerät, sobald er über die Drehpläne spricht. Ein klein wenig wird aber dennoch gemogelt, wenn sich der Lindenpark am Samstagnachmittag in eine Kinderfilmstadt verwandelt. Das Schneewittchen wird sich nicht nur mit sieben Zwergen begnügen, sondern auf stattliche 21 kleinwüchsige Männer bauen: Es gilt also 21 Mal zu klären, wer denn von dem Gäbelchen gegessen, wer aus dem Becherchen getrunken hat.

Wer in die Rolle dieser Zwergenmeute schlüpfen wird, darüber entscheidet die Casting-Agentur Irene Heyroth und Jacqueline Rietz. Allerdings werden die beiden Frauen wohl etwas großzügiger ihr fachmännisches Auge auf die Bewerber richten; schließlich sollen möglichst viele Besucherkinder mitspielen dürfen. „Ich werde jedenfalls nicht sagen: Du drehst nicht mit“, betont Rolf Losansky.

Sind alle Zwergenposten besetzt – das Schneewittchen ist schon an die Profischauspielerin Sylke Hannasky vergeben – gibt es auch noch in einer Kriminalgeschichte für pfiffige Kommissare und dreiste Diebe etwas zu tun. Dort wird die Regisseurin Dagmar Seume, die einst Losansky-Schülerin war, das Drehzepter in den Händen halten. Sie wird in der Skyline von New York, die der Szenenbildner Hans-Jürgen Deponte drei mal vier Meter hoch in den Lindenpark auftürmt, ihre Geschichte um eine verschwundene Geldbörse erzählen.

Rund 30 Mitwirkende aus der Filmbranche – darunter auch der Kameramann Frank Sputh, der oft mit Rainer Simon im Urwald Ecuadors drehte – werden für das authentische Flair rund um den Schienenwagen „Dolly“ sorgen. Und auch Kinder dürfen mit auf dieser fahrbaren Kamera sitzen. Nicht vergessen wird die Postproduktion, die zeigt, wie der Schnitt so manches noch verändert. Ein Kameramann hält wiederum fest, wie die Kinder beim Schminken und Kostümieren in ihre Rollen schlüpfen, wie der Regisseur sie auf Trab bringt und wie die Eltern staunen, wenn ihre Sprösslinge zum „Sternchen“ werden. Das Ganze können sie am Ende auf einer DVD mit nach Hause nehmen. Vielleicht werden manche Eleven sogar zum Wiederholungstäter: denn die Casting-Agentur hält zugleich Ausschau nach Mitwirkende für den nächsten Polizeiruf.

„Man kann am Samstag mit der ganzen Familie kommen“, versichern Kathrin Finke und Mike Gessner vom Lindenpark. Es gebe für alle Altersgruppen etwas zu tun: Wer nicht dreht, kann Daumenkino basteln, Filmplakate entwerfen, kleine Kameras bauen. Das Thalia wird ein Kinozelt betreiben, wo es rund um die Uhr Kinderfilme zu sehen gibt. Auch Losanskys „Hans im Glück“ ist dabei, und die Braut in dem Film wird manch einer als das Schneewittchen wieder erkennen.

Das Kinderfilmfest ist eingebettet in die Rückbesinnung des Lindenparks auf seine Wurzeln, zu denen auch der Film gehörte. Schließlich fanden hier einmal auch Premierenfeiern der Stars statt. Das soll nicht nur mit Filmbällen in Erinnerung geholt werden, sondern eben auch mit dem Samstag-Angebot. „Leider ist der Kinderfilm hier in Babelsberg nicht mehr zu Hause“, sagt etwas wehmütig Rolf Losansky, der nur allzu gern seine in der Schublade schmorenden Filmmanuskripte auf die Leinwand bringen würde. Auf den Schneewittchen-Kurz-Dreh freut er sich dennoch, nur allzu gern arbeitet er mit Kindern. Der leicht fingierte Filmtrubel im Lindenpark wird jedenfalls nicht baden gehen. Bei Regen wird alles überdacht.

Und auch die Fußballenthusiasten müssen fürs Schneewittchen nicht auf das Match Portugal-Iran verzichten, im Saal ist eine große Leinwand gespannt.

Action also drinnen wie draußen.

17. Juni, 14 bis 20 Uhr, Eintritt 4 €

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