zum Hauptinhalt

Kultur: Wer waren die Getöteten?

„Kunduz, 04. September 2009“ im Kunstraum

Stand:

Am Anfang war die Zahl: „Zwischen 17 und 142 Menschen“ – so der Nato-Untersuchungsbericht – seien beim Luftangriff auf vermeintliche Aufständische südlich von Kundus in der Nacht zum 4. September 2009 ums Leben gekommen. In der Annahme, es handle sich um Taliban, die um zwei von ihnen entführte Tanklaster standen, hatte der deutsche Bundeswehr-Oberst Klein die Bombardierung angeordnet. Inzwischen hat sich der amerikanische Befehlshaber der Nato-Mission in Afghanistan, General McChrystal, für die Zivilisten unter den Opfern entschuldigt. In Deutschland stürzten ein Minister, ein Staatssekretär und der oberste Militär über den Angriff und die Versuche der Vertuschung.

Was bisher jedoch kaum thematisiert wurde, ist die Frage, wer dort eigentlich getötet wurde. Eine Antwort darauf versucht ab Freitag die Ausstellung „KUNDUZ, 04. September 2009“ im Kunstraum Potsdam zu finden. Sie ist das Ergebnis monatelanger Recherchen des „stern“-Korrespondenten Christoph Reuter und des Fotografen Marcel Mettelsiefen, die herausfinden wollten, wer in jener Nacht starb. In eindrucksvollen Fotografien wurden die Angehörigen der Opfer porträtiert. Es entstanden Bilder von Schmerz, Zorn, Verwirrung, Bilder von alten Männern in ihren Trachten, Bilder von halben Kindern, deren Väter, Söhne, Enkel starben. Bilder aus einer schwer zugänglichen Welt, in der die klare Unterscheidung zwischen Taliban und Zivilisten oft nicht mehr möglich ist. kip

Vernissage: Freitag, 23. April, 20 Uhr, Kunstraum Schiffbauergasse. Die Eröffnungsreden halten Dr. Hartwig von Schubert, Militärdekan an der Führungsakademie in Hamburg und Prof. Dr. phil. Herfried Münkler, Politikprofessor an der Humboldt-Universität in Berlin. Zur Ausstellung erscheint ein Buch.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })