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Kunst auf Stempeln. Dadaistische Wortspielereien, Bilder und Collagen zum Thema Stern entwarfen die Besucher bei der Kunstaktion am Freitag im Planetarium.

© Johanna Bergmann

Kultur: Wie man einen Sternenhimmel dichtet

Fliegende Schreibmaschinen im Urania: das Institut für Pataphysik und das Institut für alles Mögliche gastieren mit dadaistischer Kunst im Planetarium

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Institut für Pataphysik und das Institut für alles Mögliche – die Namen klingen nach Dada und ähnlich wie die Kunstrichtung in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts verbergen sich zwei hoch kreative Projekte. Die Berliner Künstler verschreiben sich seit Jahren experimenteller und interdisziplinärer Kunst und sind inzwischen für viele spontane Aktionen, Performances, Lesungen und Ausstellungen verantwortlich. Nun luden sie erst mal am Freitag ins Urania-Planetarium ein, um gemeinsam mit den Besuchern einen eigenen Sternenhimmel zu erdichten. Zwar folgen ihre Aktionen, die oft nur einige Stunden oder Tage dauern, bestimmten Konzepten und Thematiken, doch die Ergebnisse sind dabei völlig offen. Die Künstler, ob Studierte oder Laien, sollen ihre kreativen Ideen und Erfahrungen austauschen und das losgelöst von den Konventionen und dem Kommerz des gängigen Kunst- und Kulturbetriebes.

So findet seit 2012 in den Räumen des Instituts für alles Mögliche das „Berlin Art Battle“ statt, bei dem verschiedene Künstler ein Spiel aussuchen und den Raum und das Ambiente gestalten dürfen. In einer der zahlreichen Ausstellungen wurden Werke internationaler Kunstschaffender auf USB-Sticks präsentiert, die damit selbst zum Kunstobjekt wurden. Ein wenig skurril, aber erfrischend und frei. Diesem Prinzip folgte auch die künstlerische Installation in der Urania. Inspiriert durch die beeindruckende Himmelskuppel des Planetariums konnten die Besucher hier auf bereitgestellten Schreibmaschinen und mit Hilfe zahlreicher verschiedener Stempel der eigenen Kreativität freien Lauf lassen. Neben dadaistischen Wortspielereien, anrührenden Gedichten und Kurzgeschichten wurden so spontan Bilder und Collagen kreiert – mal mehr, mal weniger um das Thema Sterne kreisend.

Diese einmaligen Werke auf Papier wurden durchnummeriert und sollen in der Zukunft zu einem Buch gebunden werden, das an das Institut für alles Mögliche übergehen wird. Jede der acht Schreibmaschinen war mit einem Computer verbunden, der die Töne beim Schreiben als Buchstaben und Zeichen digital auf eine kleine Leinwand übertrug. Vor einem künstlichen Sternenhimmel bildeten sich dadurch, abhängig von der Lautstärke der Tastenanschläge, wunderschöne Gebilde, die an Spiralnebel oder Kometenschauer erinnerten. Ein haptisches, visuelles und akustisches Gesamtkunstwerk – nur für diesen einen Abend.

Währenddessen konnten die Besucher innerhalb der Planetariumskuppel zu dem wohlklingenden Klackern der Schreibmaschinen die Weite des Kosmos auf sich wirken lassen. Ein Mitarbeiter des Planetariums erklärte zu später Stunde noch die staunenswerte Welt der Sterne und entfachte ein Gespräch über Wissenschaft, Kunst und Aberglaube.

Ob und wann die Kunst-Installation wiederholt wird, ist noch unklar. Jedoch werden die beiden Institute mit Sicherheit auch in der Zukunft mit ihren ausgefallenen Aktionen für Aufsehen sorgen.

Sarah Stoffers

Sarah Stoffers

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