An der Tür wurde man in die bedeutenden Adelsfamilien von Venedig aufgenommen, in die der Foscari, Loredan, Contarini und Manin. Nicht am Eingang der Lagunenstadt, sondern hier gleich um die „Ecke“, in der Pflanzenhalle der Sanssouci-Orangerie. Die Musikfestspiele luden zu einem Venezianischen Maskenball ein. 250 Gäste kamen und spielten das köstliche Spiel mit, in dem sie sich stilvoll verkleideten, die meisten in Rokoko-Kostümen und Masken. Und dann begann in der festlich gestalteten Pflanzenhalle ein Programm, das sich sehen und hören lassen konnte. Das Seminaris Hotel Potsdam sorgte für köstliche Gourmet-Überraschungen und die Gruppe „Incanto Erlebenskunst“ sowie das Ensemble Alta Danza gaben Einblicke in den historischen Tanz und animierten die Gesellschaft das leichtfüßige Menuett mitzutanzen. Und so sah man die die schönen Maskierten beim Ausprobieren der ungewohnten Hüpfer und Schrittfolgen im Dreivierteltakt.
Zu Beginn konnte man einem Konzert lauschen, das das italienische Ensemble LAura Soave bot. Maestro Sergio Azzolini, hierzulande wohlbekannt, leitete vom Fagott aus die Gruppe. Musikalische Kleinode von Antonio Vivaldi standen auf dem Programm. Der Komponist – Priester mit rotem Haarschopf und Lehrer an einem Waisenhaus für Mädchen in Venedig – arbeitete Tag und Nacht, warf Opern und Konzerte in stürmischer Handschrift und rasender Geschwindigkeit aufs Papier. Die Interpreten können nun in einen reichen kompositorischen Fundus hineingreifen, das beispielsweise rund 500 Konzerte aufweist. Das ergibt manchmal eine Qual der Wahl. Zu hören waren in der Orangerie u. a. das Violinkonzert in C-Dur „Il piacere“ (Das Vergnügen) mit Nicholas Robinson und das Fagottkonzert „ La notte“ (Die Nacht), natürlich mit Azzolini als Solisten. Musiziert wurde mit selbstverständlicher souveräner Technik, klangschön, kontrastreich und hellhörig. Nicht immer war ein Teil der Maskierten bei der Sache, es applaudiere zwischen den einzelnen Sätzen, plauderte mit seinem Nebenmann oder -dame, kramte aus den Schminktäschchen ein Spiegel hervor, um sich zu vergewissern, ob die Maske richtig auf der Nase sitzt. Ganz wie zu Vivaldis Zeiten. Das war ein Abend mit einem ganz besonderen Zauber. Klaus Büstrin
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