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Kultur: Winter mit Pelzumhang

Kolossalhermen im Rehgarten von Sanssouci werden restauriert und wieder aufgestellt

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Büsten auf hohen Stelen, so genannte Kolossalhermen, schmückten zu Friedrichs Zeiten an siebzehn Stellen den Rehgarten im Park Sanssouci. Davon sind nur fünf geblieben. Um 1773 von den Bildhauern Johann Kaplunger, Jean Cherin und Philipp Gottfried Jenner geschaffen, mussten vier davon bereits nach einem halben Jahrhundert wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes abgenommen werden. In den 1840er Jahren fertigte vornehmlich Eduard Stützel Kopien an, die dann an anderer Stelle im Rehgarten wieder aufgestellt wurden. Nur Kaplungers „Flora mit Blumen“ hat sich im Original erhalten.

Inzwischen verschwinden die fünf bis sechs Meter hohen Marmorbilder nach und nach erneut aus dem Park. Neben den Büsten werden auch die schmalen, nicht mehr standsicheren Stelen ins Depot genommen. Diesmal ist das jedoch kein schlechtes Zeichen, denn sie werden Stück für Stück restauriert und danach wieder aufgestellt. Drei wurden bereits im Vorjahr abgebaut. Im Park stehen zurzeit nur noch der „Bacchant mit Tierfell und Bockskopf“ von Cherin und der „Sommer“ von Jenner, eine weibliche Herme mit Ährenkranz.

In der Skulpturenwerkstatt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten werden die Bildwerke zunächst mit Hilfe eines Laserstrahls gereinigt. Gerade erfährt der „Winter“, von Kaplunger als alter Mann im Pelzumhang und mit einer Frucht, wahrscheinlich einer Quitte, dargestellt, durch Steinrestaurator Ulrich Garn diese Behandlung. Cherins „Jugendlicher Faun mit Querflöte“, derzeit noch im Depot eingelagert, ist als nächster an der Reihe. Dann gehen die Skulpturen nach Bamberg auf Reisen und erhalten dort in einem Spezialbetrieb eine Vollkonservierung, die den Marmor vor Verfall schützt. Dort ist die „Flora“ bereits eingetroffen. Nach der Rückkehr folgt als letzter Schritt die Restaurierung. Die Blumengöttin soll, kündigt Katrin Lange als Leiterin der Skulpturenwerkstatt an, noch in diesem Jahr fertig und im nächsten wieder aufgestellt werden. Nach und nach gesellen sich die anderen hinzu.

Der Name Herme geht auf den altgriechischen Gott Hermes zurück, dessen Kopf auf solchen Stelen dargestellt war. Er galt unter anderen als Schutzgott der Wanderer. Deshalb waren die Hermen oft an Weges- und Waldrändern aufgestellt. Schon im Altertum wurden für die Büsten aber auch andere Motive ausgewählt. Wie Saskia Hüneke, Kustodin der Skulpturensammlung der Stiftung, erläutert, entspricht die Aufstellung der Stelen im waldartigen Westteil des Lustgartens von Sanssouci dem antiken Vorbild. Die Motivwahl für die Büsten, so der Jahreszeiten, nimmt auf Bukolien, die idealisierte und in der so genannten Schäferdichtung besungene Weidelandschaft des alten Griechenland Bezug. Sie war in Barock und Rokoko ein bevorzugtes Motiv der Künste, so der von König Friedrich II. gesammelten Werke der französischen Maler Watteau, Lancret und Pater. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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