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Kultur: „Wir haben Vertrauen in das alte Stück“

Das Poetenpack spielt ab 21. Juni wieder auf dem Q-Hof in der Potsdamer Lennéstraße. Diesmal „Der zerbrochene Krug“

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Der Sommer ist längst da. Und für das Poetenpack hat die hohe Zeit begonnen, die Zeit des Sommertheaters. Drei Premieren sind in Potsdam vorgesehen: zwei Klassiker und ein Kinderstück. Zunächst wird am 21. Juni um 20 Uhr Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ zur Aufführung kommen. Gespielt wird das Stück, das als eines der schönsten deutschen Komödien zählt, im Q-Hof in der Lennéstraße 37. Dieser rustikale Ort – hier befand sich ein Bauerngehöft – ist bestens geeignet, das in einem Dorf bei Utrecht spielende Lustspiel zu zeigen.

Es geht im „Zerbrochenen Krug“ um die Wahrheitsfindung in einem klar umrissenen Fall. Es wurde ein Krug zerbrochen, in Eves Zimmer und das abends um elf Uhr. Die Fragestellung lautet, wer hat den Krug zerschlagen und wobei geschah dies. Der Dorfrichter Adam spricht Recht nicht nach den allgemeinen, sondern nach seinen persönlichen Gesetzen. Er verschleiert die Wahrheit, in dem er alle Möglichkeiten der Täuschung ausnutzt. Und so nimmt das verworrene Spiel seinen Lauf, bis der Richter der Lüge überführt wird. Doch die alte Ordnung soll im Dorf gewahrt bleiben, also wird die Strafe für ihn maßvoll ausfallen. Poetenpack-Chef Andreas Hueck, der das Kleist-Lustspiel inszeniert, sagt, dass es ein sehr Heutiges ist: „Es geht in ihm um einen trickreichen und lügnerischen Amtsinhaber, der sich einfallsreich bemüht, die Dinge anders erscheinen zu lassen als sie sind, der Meineid auf Meineid schwört, und am Ende zu einem bemitleidenswerten Helden wird.“ Kleist zu spielen und zu sprechen, sei eine besondere Herausforderung und Ehre. Die Schauspielerin Gundi Anna Schick, die Eves Mutter, Marthe Rull, spielt, sagt: „Kleists Sprache ist ganz toll. Wie der Dichter mit der Melodie und dem Rhythmus der Verse verfährt, das geht schon unter die Haut. Man muss sie knacken, denn ihnen verbergen sich auch manche Regieanweisungen.“ Eine umfängliche Ausstattung bedarf diese Inszenierung auf dem Q-Hof nicht: Ein Richter-Tisch sowie mehrere Stühle für die Ankläger und die Zeugen – sonst nichts. Der Hof soll für sich selbst sprechen, er ist ein wunderbarer Mitspieler. Nur die von der Historie inspirierten Kostüme, die Janet Kirsten entwarf, sind aufwändig. „Wir wollen in unserer Inszenierung nichts zwanghaft modernisieren, wie es heute oft üblich ist. Wir haben Vertrauen in das alte Stück“, so Andreas Hueck. „Der zerbrochene Krug“ wurde 1808 am Hoftheater in Weimar uraufgeführt: Die Regie übernahm der Intendant persönlich: Goethe. Dieser Inszenierung war aber ein Misserfolg beschieden, weil Goethe das Stück mit einer Oper zusammenbrachte und Eve 458 Verse als Monolog sprechen musste, in dem sie den Tathergang wiederholt erzählte. 1811 kam eine gekürzte Fassung auf die Bühne, der ein großer Erfolg beschieden war.

Das Poetenpack wird das Stück in Potsdam 15 Mal spielen. Dann gibt es noch Gastspiele unter anderen in Eisenhüttenstadt, Hoyerswerda und in Magdeburg. Schließlich lädt man ab 11. Juli Kinder und ihre Eltern in den Q-Hof ein, zu „Pippi feiert Geburtstag“. Das Freilichttheater in der Lennéstraße erlebt 2007 seine dritte Saison. Ab 23. August ist man auf dem stimmungsvollen Belvedere auf dem Klausberg, erstmals Schauplatz einer Theaterinszenierung. In Fortsetzung der Poetenpack-Tradition, Shakespeare zu spielen, wird „Hamlet“ das friderizianische Bauwerk erobern. Klaus Büstrin

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