Kultur: „Wir sind noch da“
Die Sperl Galerie blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft
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Die Sperl Galerie blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft Von Götz J. Pfeiffer Geschlossen. Die Sperlgalerie hat geschlossen. Glücklicherweise wie jedes Jahr nur bis zur ersten Ausstellung in diesem Monat. „Der Januar ist ein toter Monat“, erklärt Galerist Rainer Sperl die Schließung seiner Schauräume. Aber sonst sind nur untergründig negative Töne in dem Gespräch mit ihm zu vernehmen. Währenddessen trauen sich trotz Schließung einige Besucher in die Galerie. „Haben Sie geöffnet?“ „Natürlich“, lädt Sperl ein, „schauen sie sich um“. Wie war im Rückblick das Jahr 2003 für die Galerie? Im leisen Optimismus Sperls sind Sorgen und die allgemein schlechte Stimmung im Kulturbetrieb zu hören. „Wir können zufrieden sein“, meint der Galerist. Man habe verkauft, und man habe „auch dieses Jahr überstanden“. Sein Beharrungsvermögen schlägt durch, wenn er fast trotzig behauptet: „In der heutigen Situation ist es schon viel, wenn man sagen kann: Wir sind noch da.“ Und solche Töne hört man aus der Sperlgalerie, die sich im 14. Jahr behauptet? Nach eigenem Bekunden hat man sich einen festen Besucher- und Käuferstamm aufgebaut hat. „Bundesweit“, meint Sperl etwas stolz, um anzufügen, auch nach Australien und in die USA habe man schon verkauft, leider nicht so häufig. „Alle zweieinhalb bis drei Jahre muss man seine Künstler ausstellen“, lässt sich der Galerist in die Karte schauen. Es gelte, dem Publikum die Entwicklung in den Arbeiten zu zeigen. Solch ein Wiedergänger mit erneut eingelöstem Verkaufspotenzial war im letzten Jahr die Ausstellung mit Arbeiten Hans-Hendrik Grimmlings zum Jahresbeginn. Und ein kleiner Erfolg war die „Fenestra“-Schau im Sommer. Der Katalog im Kalenderformat wurde stark nachgefragt und ist ausverkauft. Doch zumindest dieses Jahr wird es wohl keine Neuauflage geben. Sperl deutet auf die Spanne zwischen Kosten und Erlös. Und in diesem Jahr wird alles besser? Die Sperlgalerie macht zunächst so weiter wie gewohnt. In der zweiten Februarhälfte eröffnet die Saison mit abstrakter Malerei von Matthias Körner, der 2003 den Wettbewerb um das Foyer der Staatskanzlei gewann. In diesem Jahr feiert er seinen 50. Geburtstag, allerdings erst im August. Ein Jubilar auch der Potsdamer Stephan Velten, der im April sein 50. Lebensjahr beginnt. In einer Doppelausstellung wird er für sechs Wochen kleine Arbeiten in der Sperlgalerie zeigen. Größere Leinwände werden in den neuen Gebäuden der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg zu sehen sein. Ab Juni wird dann Malerei und Grafik von Wolf-Dieter Pfennig ausgestellt, der in der Sperlgalerie die Dresdner Malerschule vertritt und Professor für Design an der Fachhochschule Wismar ist. Im Juli und August wird es die erste Gruppenschau des Jahres mit Arbeiten von fünf bis sechs Künstlern geben, die immer wieder in der Galerie vertreten sind. Die nächste Ausstellung von September bis Mitte Oktober wird wahrscheinlich so heißen wie die aktuell entstehende Bilderserie von Dieter Zimmermann: „Der Grübelzwang“. Ehe aber der Betrachter vor der farbenfrohen Bilderflut des Malers im 60. Lebensjahr ins Nachdenken kommen wird, muss er sich erst einmal zurechtfinden in den „Suchbildern!“, wie Galerist Sperl sie nennt. Detailreicher, lyrischer und grafischer sind die Arbeiten Malte Brekenfelds, von dem Bilder und Skulpturen im Oktober und November gezeigt werden sollen. Zum Jahresabschluss sollen in einer Gruppenausstellung dann wieder Malerei, Skulptur und Grafik unter dem Titel „Kleine Formate“ vereint werden, diesmal bereits in der elften Auflage. Bis dahin hätten „seine Künstler“ gewiss schon wieder neue Arbeiten, meint Galerist Sperl und blickt zufrieden auf die noch aufgebaute Ausstellung gleichen Titels vom letzten Jahr. Und wenn man über 2004 vorausschauen und an die Bewerbung Potsdams zur Kulturhauptstadt 2010 denken wolle? Man habe hoch gepokert, meint der Galerist und bekennt freimütig, dass sich andere Bewerberstädte mehr Chancen ausrechnen dürften. Warum so kritisch, beim Kehren vor der eigenen Haustür? „In Potsdam gibt es keine Lobby für die bildende Kunst“, fasst Sperl seine Erfahrungen zusammen, ohne aus seinem Herz die sprichwörtliche Mördergrube zu machen. Aber wenn man Kunst und Künstler in der Stadt voranbringen könne, fände die Bewerbung seine Zustimmung, gibt er sich vorsichtig. Verglichen mit diesen hochgesteckten Zielen fallen die Erwartungen der Sperlgalerie fast bescheiden aus. Die Künstler mögen sich doch Mühe geben, die gute Zusammenarbeit solle sich fortsetzen, und 30% mehr Verkäufe wären eine wirklich schöne Überraschung. Man will schließlich viele weitere Jahre immer wieder sagen können: „Wir sind noch da“. Götz J.Pfeiffer
Götz J. Pfeiffer
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