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Kultur: „Wir sind wir“ und anderes Melancholisches

Bevor das Konzert von „Wir sind wir“ auf der Festbühne im Lustgarten begann, strömten vor allem Mädchen zwischen 14 und 17 hinter die Bühne, um bereits vor dem Auftritt die Jungstars der Magdeburger Band Tokio Hotel zu Gesicht zu bekommen. Irgendwie muss es ihnen gelungen sein, denn man vernahm schließlich lautstarkes Johlen und Pfeifen.

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Bevor das Konzert von „Wir sind wir“ auf der Festbühne im Lustgarten begann, strömten vor allem Mädchen zwischen 14 und 17 hinter die Bühne, um bereits vor dem Auftritt die Jungstars der Magdeburger Band Tokio Hotel zu Gesicht zu bekommen. Irgendwie muss es ihnen gelungen sein, denn man vernahm schließlich lautstarkes Johlen und Pfeifen. Dann stürmten sie wieder zurück vor die Bühne, wo die Zuschauer dicht gedrängt warteten. Das Konzert sollte beginnen. Das Deutsche Filmorchester Babelsberg nahm Platz. Zunächst kam aber kein Idol der Zuschauer. Dafür ein Film, der deutsche Historie mit viel ermüdender Melodramatik bedachte. Bei den meisten rauschten die Bilder vorbei, kaum einer hörte zu. Doch dann war es soweit. Pop, recht softiger, war angesagt bei den Wieprecht-Mädels. Sie waren jedoch auf dem weiten Platz kaum zu hören. Es gab wohl nur punktuell eine Tonwiedergabe. Doch dann hatten endlich die Fans von Tokio Hotel ihre große Stunde. Das Kerischen verriet den Auftritt. Die 14/15-jährigen pubertierenden Musiker sind bereits zu einer festen Instanz der Szene bei jungen Mädchen geworden. Ihr Erfolgstitel „Schrei“ gestaltete sich aber zu keinem Beben, da Tokio Hotel sich stimmlich nicht durchsetzen konnten. Oder haben die Jungs kaum Stimme oder sind sie im Stimmbruch? Mit ihrer klaren und berührenden Stimme konnte indes die blinde Joana Zimmer mit leisen Songs überzeugen. Dann waren Wolfsheim mit Sänger Peter Heppner und DJ Peter van Dyk an der Reihe. Der Name der Band wurde nicht, wie beim Konzert von einigen Zuhörern erzählt, nach einem Ort in Rheinland-Pfalz benannt. Eine Romanfigur aus Scott Fitzgeralds „Der große Gatsby“ gab die Inspiration. In den Rocksongs von Wolfsheim wird viel Melancholisches herauf beschworen. Bei der Erarbeitung entwickeln sich die Songs ganz langsam, so Peter van Dyk in einem Gespräch. Langsam und ruhig erklang dann die schöne Melodie zu dem nachdenklichen Lied „Wir sind wir“, das extra für die Potsdamer Einheitsfeier geschrieben wurde, ein Lied, das die politischen Umwälzungen von “89 reflektiert. Das Konzert bot wenig Abwechslung. Nur einmal hatten Wolfsheim auch HipHop parat. Und da spürte man, wie eigentlich die Post hätte abgehen können. Das Filmorchester unter der Leitung von Scot Lawton spielte die Arrangements immer mit der nötigen Aufmerksamkeit. Klaus Büstrin

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