
© Andreas Kaler
Von Klaus Büstrin: Wirkungsvoller Tag
Umjubeltes Eröffnungskonzert in der Friedenskirche mit dem Ensemble Il Giardino Armonico
Stand:
Joseph Haydn ein Meister der Sinfonie, des Streichquartetts, der Klaviersonate, der Oper und der Vertonung von Messtexten. Diesem Musiker, der zweifellos einer der innovativsten Komponisten seiner Zeit war, gilt 2009, seinem 200.Todestag, die volle Aufmerksamkeit der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci. „Haydns Welt“ nennen die Veranstalter das diesjährige Festival. Es ist der wichtigste deutsche Beitrag, der sich mit Joseph Haydn beschäftigt, zitierte der Botschafter Österreichs, Ralph Scheide, in seinem Grußwort zur Eröffnung in der Friedenskirche den künstlerischen Leiter der Haydn-Festspiele Eisenstadt, Walter Reicher. Und die ehemalige Außenministerin des deutschen Nachbarlandes, Ursula Plassnick, sagte im Gotteshaus, dass Haydn für sie eine Kraftquelle in schwierigen Zeiten war. In seinen Werken fehle aber das Gefühl der Verzweiflung, also die dunklen Seiten unseres Lebens. Doch könne man in seiner Musik umso mehr die Kraft der Zuversicht erfahren. In der großen Fülle Haydn’scher Werke, die bis zum 28. Juni in Sanssouci und anderswo erklingen, wird man mehr erfahren, ob darin nur das Sorglose, das Humoristische Vorrang hat, ob doch das menschliche Dasein in seiner Vielgestaltigkeit zu hören ist.
Beim Eröffnungskonzert hatten jedenfalls das Lichte und das Heitere das Sagen, obwohl der Wechsel von Stimmungen auch hier gut vernehmbar war. Dafür sorgte die Wiedergabe von Haydns frühem Sinfonie-Triptychon Nr. 6 bis 8 „Le matin“, „Le midi“ und „Le soir“. Diese unter dem Sammelbegriff „Die Tageszeiten“ zusammengefassten Piecen entstanden 1761, also im ersten Jahr Haydns als Hofkomponist bei den Esterhazys.
Eines der wichtigsten Ensembles auf dem Gebiet der Interpretation mit historischen Originalinstrumenten konnte für den Auftakt der Musikfestspiele gewonnen werden: Il Giardino Armonico, ein Orchester aus Italien, das seine Wurzeln in Mailand hat. Unter der Leitung von Giovanni Antonini wurde ein hochkarätiges Konzert geboten, bei dem in erster Linie hörbar war, dass das Ensemble mit einem fast durchweg intonationssauberen Instrumentenklang aufwartet. So hört man es von anderen bekannten Orchestern mit alten Instrumenten nicht immer.
Der dreißigjährige Komponist bewegte sich auf der Höhe seiner musikalischen Fähigkeiten. Denn die Eleganz, Eloquenz und Klangkultur mit der Il Giardino Armonico und seine ausgezeichneten Solisten wie Konzertmeister Stefano Barneschi, Paolo Beschi, Violoncello, oder Giancarlo De Frenza, Viola, aufwarteten – ganz zu Schweigen vom hintergründigen Spielwitz – werden allen Facetten dieser ebenso unterhaltsamen wie innovativen Musik gerecht. Da spürte man wunderbar das avantgardistische Knistern, nämlich der Übergang vom barocken Concerto grosso zur Sinfonie. Der Dirigent ist kein Haydn-Interpret der gemütlichen Art, sondern er geht mit sehr zügigen, fast allzu Schwindel erregenden Tempi durch den Tag. Und dennoch wurden die einzelnen Sätze charaktervoll, individuell gefärbt wieder gegeben und zur großen Wirkung gebracht. Beispielsweise der prächtige Sonnenaufgang am Morgen, das elegische Verharren in der Mittagsstunde oder der dramatische Sturm mit Donner, Blitz und Regensturm zur Abendzeit.
Haydns Vorgänger am Hofe der Esterhazys war Gregor Joseph Werner. 33 Jahre wirkte er in Eisenstadt. Von ihm erklang im Konzert – und dies machte es zusätzlich reizvoll – ein Ausschnitt aus seinem „Neuen und sehr curios-musicalischen Instrumental-Calender“, nämlich der Monat März. Zwar noch ganz in der Barockzeit verankert, ist Werners Musik auch tonmalerisch. Stefano Barneschi und Marco Bianchi, Violine, Paolo Beschi, Violoncello, Giancarlo De Frenza, Violone, und Riccardo Doni, Cembalo spielten das fünfsätzige Stück mit konzertantem Zugriff und Freude an den solistischen Herausforderungen und den Feinheiten der Partitur – eine temperamentvolle Darstellung.
Das Ensemble Il Giardino Armonico wurde vom Festspielpublikum bejubelt.
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