In der Zeit, als der Komponist Bernd Alois Zimmermann (1918-1970) seine großen und gewichtigen Werke schrieb, nahm er sich 1957 zur „Erholung“ Wilhelm Buschs „Die fromme Helene“ vor. „Entstanden ist ein witziges Werk“, erzählt Gisela May, die heute Abend im Nikolaisaal während der Stunde der Musik Wilhelm Buschs köstliche Geschichte vortragen wird. Der Humorist, Satiriker, Menschenbeobachter und Karikaturist nahm die frömmelnde Heuchelei bürgerlicher Schichten aufs Korn und konnte selbst in seinen zynischsten Momenten nicht verleugnen, dass er sie mochte, all die selbstgerechten Spießer und Scheinheiligen, dass er sie verstand.
Das Persius-Ensemble wird die einzelnen Stationen der Helene musikalisch kommentieren. „Zimmermann benutzt dafür Musik für acht Blasinstrumente. Mit Zitaten, Parodien illustriert er die Helene in humorvoller Weise. Mir macht es Spaß, immer wieder in dieses Werk einzutauchen. Besonders durch Zimmermann ist es eine zeitgemäß-herzerfrischende Komödie geworden. Nicht nur für die Musiker, sondern auch für einen Schauspieler hält sie lohnenswerte Aufgaben bereit.“ Gisela May hat schon mehrmals das Rondo populare, wie Zimmermann das Stück nannte, gesprochen. So mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen oder mit der Jenaer Philharmonie – mit großem Erfolg.
Lampenfieber hat die bedeutende Schauspielerin und Sängerin nach den vielen Jahren ihres Berufslebens immer noch. „Ich bin froh, dass das Stück noch vor der Pause gesprochen und musiziert wird. Somit brauche ich keine längere Zeit in der Garderobe ausharren“, erzählt die May. Doch bis zu ihrem Auftritt muss sie dennoch ein paar Minuten hinter der Bühne bleiben, denn zunächst spielt das Persius-Ensemble als Ouvertüre Ausschnitte aus der erquickenden Operette „Orpheus in der Unterwelt“ von Offenbach in einer Bearbeitung von Jan Böttcher. Und im zweiten Teil erklingt das Nonett-F-Dur von Louis Spohr, das durch seine melodische Erfindungsgabe immer wieder beeindruckt. Klaus Büstrin
Heute, 20 Uhr, Nikolaisaal: mit Gisela May und Persius-Ensemble.
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