Kultur: Wo Berlin und Potsdam sich berühren Kulturhistorischer Führer über Klein-Glienicke
fFür die nachrückende Generation inzwischen reichlich nebulös ist die Vorstellung davon, wo einmal die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten verlief. Nicht anders verhält es sich bezüglich der Mauer, die vor noch nicht einmal zwanzig Jahren das Potsdamer Gebiet von Berlin-Zehlendorf schied.
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fFür die nachrückende Generation inzwischen reichlich nebulös ist die Vorstellung davon, wo einmal die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten verlief. Nicht anders verhält es sich bezüglich der Mauer, die vor noch nicht einmal zwanzig Jahren das Potsdamer Gebiet von Berlin-Zehlendorf schied.
Ein kürzlich erschienener kulturhistorischer Führer bietet nun Ausflüglern mit Interesse an geschichtlichen Zusammenhängen und bauhistorischen Entwicklungen des überschaubaren Gebietes diesseits und jenseits der Glienicker Brücke eine nützliche Orientierung. Auf einer Umgebungskarte, die auf dem Rückumschlag des Wegweisers abgedruckt ist, lässt sich der ehemalige Grenzverlauf unterhalb des Böttcherberges als dunkelgrüne Linie nachvollziehen. Dem unter Friedrich II. besiedelten Dorf Klein-Glienicke stehen im unmittelbar angrenzenden Berlin Schloss und Park Glienicke gegenüber.
Mit der Geschichte der Glienicker Schlösser und weiteren, zum Teil nicht mehr existierenden historischen Gebäuden bestens vertraut, hat Ingo Krüger mit seinem kulturgeschichtlichen Führer ein informatives Büchlein vorgelegt. In kurzen einführenden Texten fasst der Autor die historische Entwicklung des Gebietes seit der Zeit des Großen Kurfürsten zusammen. Interessant lesen sich insbesondere die Hinweise auf die baulichen Eingriffe, Veränderungen und erschwerten Lebensbedingungen, die die Bewohner Klein-Glienickes hinzunehmen hatten, als es zu Mauerzeiten eine regelrechte Enklave innerhalb Potsdams war.
Ingo Krüger hat seinen Wegweiser so aufgebaut, dass er mit seinen Kommentaren, Beschreibungen und Hintergrundinformationen den Leser (und Spaziergänger) von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit begleitet. Die Informationen zu den insgesamt 29 durch Text und aktuelle Farbfotos dokumentierten Stationen beinhalten zumeist detaillierte Beschreibungen der Villen, Hausfassaden aber auch Grünanlagen, Fontänen und Brücken. Außerdem werden dem Leser Fakten zu den Bauherren und Baumeistern an die Hand gegeben. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, sich in die Kurzbiografien namhafter Architekten und Bauherren zu vertiefen.
Wenn man sich mit Ingo Krüger auf die Spuren vergangener Zeiten begibt, erfährt man beispielsweise über die architektonische Spielart der sich im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreuenden Schweizerhäuser, von denen noch einige wenige in Klein-Glienicke erhalten sind. Auch die zum Berliner Teil der UNESCO-Welterbestätte gehörenden Liegenschaften der Glienicker Schlösser werden in dem Führer im Handtaschenformat ausführlich gewürdigt.
Mit großer Sachkenntnis und Begeisterung gibt Ingo Krüger, von dem seit 2004 bereits drei Bände zur Kulturlandschaft rund um den Großen und Kleinen Wannsee in der Reihe „Landhäuser und Villen in Berlin & Potsdam“ erschienen, sein Wissen weiter. Erlebnisse und Erfahrungen, die der Autor bei eigenen Führungen durch das „Preußische Arkadien“ und das ehemalige Grenzgebiet im Südwesten Berlins sammeln konnte, runden das Bild ab. Almut Andreae
Ingo Krüger, Dorf Klein-Glienicke. Glienicker Schlösser, (Bd. 5) der Reihe „Landhäuser und Villen in Berlin & Potsdam“, Aschenbeck & Holstein Verlag, Delmenhorst, 9.80 Euro
Almut Andreae
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