Kultur: Wo gucken wir morgen was?
Ein Kongress im Filmmuseum fragt nach der Zukunft der kommunalen Kinos – mit Volker Schlöndorff
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Die Konkurrenz durch Blockbuster-Kinos und Streaming-Dienste ist groß. Dennoch behaupten sich bundesweit etwa 140 kommunale Kinos. Ihre Macher treffen sich nun, um Zukunftsstrategien zu diskutieren.
Zur Eröffnung des 11. Bundeskongresses am heutigen Freitag wird Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff – der unter anderem „Die Blechtrommel“ verfilmte oder bei „Diplomatie“ Regie führte – die Eröffnungsrede halten. Anschließend wird der Kinopreis des Kinematheksverbundes vergeben. Damit allerdings fängt der Kongress erst an.
Bis zum Sonntag werden die Macher der nichtkommerziellen Kinos diskutieren, wie angesichts der Konkurrenz unter anderem durch Streaming-Dienste und Multiplexe das kommunale Kino der Zukunft aussehen könnte.
Nach Angaben des Bundesverbandes für kommunale Filmarbeit gibt es bundesweit rund 140 kommunale Kinos. Aus Brandenburg sind zwei Häuser Mitglied des Verbandes: Das Obenkino im Jugendkulturzentrum Glad-House in Cottbus und das Kino im Filmmuseum Potsdam.
Unter dem Motto „Abschied von gestern #kinovonmorgen“ beraten Kinoveranstalter, Kuratoren, Regisseure und Filmwissenschaftler. Eine ihrer Fragen: „Welche Art Kino wollen junge Zuschauer? Nur Popcorn oder doch auch Orte, die den Film ernst nehmen?“ Vorgestellt werden auch „Experimente, die den Kinoraum erweitern und bereichern“, so die Veranstalter der Tagung. Dazu gehöre beispielsweise ein Projekt des Filmmuseums Potsdam, das mit Industriefilmen in die Brandenburger Orte reise, wo sie gedreht wurden.
Einen anderen Umgang mit Filmgeschichte trauen sich „43 Charakters“ rund um den HFF-Absolventen und Filmemacher Dietrich Brüggemann und den Musiker Hannes Gwisdeck, die Stummfilme zeigen, zerlegen und neu zusammensetzen. Wenn Santa Claus gegen Lenin antritt, dann wollen sie provozieren – aber eben auch die Lust auf den Stummfilm neu wecken. Ihre Show ist Samstagabend ab 21 Uhr im Filmmuseum zu erleben.
Kurz vorher, nämlich um 16 Uhr, fragt Ralf Schenk von der DEFA-Stiftung Berlin, inwieweit internationale Einflüsse ihre Spuren in den DEFA-Filmen hinterlassen haben. Am Sonntag wird der Blick dann in die Zukunft gerichtet: „Wer entscheidet, was wir morgen erinnern?“ fragt Chris Wahl von der Film-Uni Babelsberg in seiner KeyNote.
Vielleicht aber wird Volker Schlöndorff schon in seinem Eröffnungsvortrag alles vorweggenommen haben. Ihm geht es um das kommunale Kino als „Forum Romanum“, als einen Ort für Diskussionen, sagte Cornelia Klauß vom Bundesverband kommunale Filmarbeit. Übrigens ist der Kongress nicht nur etwas für Experten – fast alle Veranstaltungen sind öffentlich. dpa/alm
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