Kultur: Wunderwelt der Kantaten
Bach-Konzert der „Brandenburgische Sommerkonzerte“ in der Propsteikirche St. Peter und Paul
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Erwartungsvolle Menschen an einer langen Tischreihe mit weißen Decken, darauf Kaffee und Kuchen . Die meisten Besucher kamen aus Berlin. Viele kennen sich untereinander. Man plauderte über das zuletzt gemeinsam erlebte Konzert, mancher freute sich über das „Aufblühen“ Potsdams. Die Transparente am Ort verkündeten, dass an und in der katholischen Propsteikirche St. Peter und Paul die „Brandenburgischen Sommerkonzerte“ zu Gast waren. Die beliebte Reihe „Klassiker auf Landpartie“ hatte wieder einmal die Landeshauptstadt erreicht.
Neben dem Konzert gab es am Sonntagnachmittag eine Reihe von Zusatzangeboten. Man pilgerte zur „Moschee“, um dem diesjährigen Kulturland-Thema Wasser seine Referenz zu erweisen, das Filmmuseum war ein weiteres Ziel und auch die Lesung des Schriftstellers Gerhard Wolf aus dem „Märkischen Dichtergarten“, den er bereits zu DDR-Zeiten mit Günter de Bruyn gemeinsam edierte, war gefragt. Absoluter Höhepunkt war jedoch das Konzert in St. Peter und Paul, ein sakraler Raum, der durch seinen langen Nachhall den Musikern und Sängern sowie den rund 1000 Zuhörern akustisch nicht nur nur Erbauliches bot.
Dirigent Karl–Friedrich Beringer hatte vollauf damit zu tun seinen weltberühmten Windsbacher Knabenchor, die Deutschen Kammervirtuosen Berlin sowie die Gesangssolisten Cornelia Horak, Sopran, Rebecca Martin, Alt, Andreas Weller, Tenor, und Konrad Jarnot, Bass, zu koordinieren. In manchen „Ecken“ der großen Kirche vernahmen die Zuhörer einen wenig erfreulichen Klang. Er kam leider wie ein dicker Brei dort an. Kein Wunder, dass diese Gäste unzufrieden mit dem Konzert waren. Besser erging es denen, die im Mittelschiff saßen. Sie erlebten trotz der akustischen Komplikationen ein musikalisches Geschehen, in dem Karl–Friedrich Beringer jeden Takt mit großer Konzentration lebendig machte. Natürlich hatte er mit dem Windsbacher Knabenchor, den er seit 1978 leitet, ein Ensemble in seinen Händen, das völlig seinen Intentionen entsprach. Die Veranstalter entschieden sich, in die riesige Kompositionswerkstatt Bachs einzutreten, die Wunderwelt seiner Kantaten kennenzulernen, die an Vielfalt und Ausdruckskraft ihresgleichen suchen. Drei relativ selten zu hörende Werke – „Man singet mit Freuden vom Sieg“ (BWV 149), „Singet dem Herrn ein neues Lied“ (BWV 190), O ewiges Feuer, o Ursprung der der Liebe“ (BWV 34) – sowie das Magnificat BWV 243 wurden aufgeführt.
Man spürte, dass Bachs Musik für Karl-Friedrich Beringer eine Herzensangelegenheit ist. Vom ersten Takt an präsentierte er sie mit zupackendem Verve. Die kleinen und großen Sänger des Knabenchores haben mit wunderbar stimmlicher Homogenität, keinerlei Klangschärfen ihre Parts - die zumeist komplizierten Eingangschöre sowie die schlichten Choräle – gesungen. Die barocken Texte, dessen Sprache jungen Leuten sonst oftmals unverständlich sind, wusste der Knabenchor durch seine wohl ständige Auseinandersetzung überzeugend zu gestalten. Doch hier hier im Kirchenraum waren sie kaum zu verstehen. Auch die Gesangssolisten mussten mit diesem Handicap leider leben. Sie sangen die Rezitative, Arien und Duette jedoch mit klaren, warmen und ebenmäßigen Stimmen. Wenn Andreas Weller aber Dramatisches vortrug, forcierte er leider seine Stimme, die sich dafür sogleich mit unschönen Tönen „bedankte“. Mit einem bewegenden Höhepunkt wartete Rebecca Martin auf. Die Arie „Wohl euch, ihr auserwählten Seelen“ aus BWV 34 sang sie mit besonders großer Innerlichkeit, ohne jegliche Theatralik. Die Deutschen Kammer-Virtuosen Berlin, hervorragend die Holzbläserbesetzung, verliehen der Bachschen Musik insgesamt ein gelungenes Klangbild.
Der Zuhörerjubel am Schluss war sehr groß, so dass Beringer sich zu einer Zugabe entschloss. Mit dem Choral „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ erhielt das Konzert dann eine treffliche geistliche Zusammenfassung
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