Kultur: Zähne zeigen und Köpfe waschen Obelisk-Kabarett-Woche
vom 9. bis 13. Oktober
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Dass die Größen des Kabaretts einmal im Jahr in geballter Ladung den Potsdamern ihre Aufwartung machen, ist guter Brauch. Fast so alt wie das Potsdamer Satiriker-Ensemble am Obelisk ist auch die mit Gästen gespickte Kabarettwoche. Zum 28. Mal zeigt sie ab 9. Oktober, was östlich und nunmehr auch westlich der Elbe scharfzüngig, wortwitzig und galgenhumorig über politische Tief- und Höhenflüge als bühnenreif erkundet wurde.
Eröffnet wird mit dem kabarettistischen Urgestein „Distel“, die unter neuer künstlerischer Leitung des Kleinmachnowers Frank Lüdecke – bekannt als Partner und Schreiber von Didi Hallervorden – neuen Fahrtwind bekam. „Hotel Heimat“ heißt der kabarettistische Zimmerservice, mit dem die Berliner ungewöhnliche, auswegslose und abstruse Situationen aufspüren.
Nach dem die Frauen der „academixer“ vor drei Jahren in Potsdam tüchtig vom Leder zogen, eifern ihnen nun die Männer aus Leipzig nach. „Warum kann eine Frau nicht so sein wie ein Mann?“ fragen sich drei Prachtstücke – jung, dynamisch und trotzdem nett – in ihrem Gegenschlag „Männer (P16)“.
Einen Vorgeschmack auf Lothar Bölcks „Kopfwäsche oder ins gedopte Land“, mit dem er am 11. Oktober zur Kabarettwoche aufwartet, ist morgen Abend sein filmischer Ausflug in die Deutsche-Einheits-Produktion der ARD „Heimweh nach drüben“. Dort gibt er an der Seite von Wolfgang Stumph und Katrin Sass seine Aufwartung. „Der Tausendsassa Lothar Bölck spielte schon überall mit: bei der Zwickmühle ebenso wie bei der Distel und zuletzt bei den Drei von der Zankstelle“, so „Obelisk“- Geschäftsführer und Dramaturg Helmut Fensch bei der gestrigen Programmvorschau. Inzwischen gibt sich Bölck als Bundestagshinterbänkler Hugo W. Holzhausen. Angelangt ist er bei Teil zwei seiner „Kopfwäsche“-Trilogie.
Als langjähriger Freund und Mitautor der Obelisker reist Gerd Weismann aus Baden-Baden an. Er wettert gnadenlos gegen die Berliner Politprominenz und den ganz alltäglichen Wahnsinn. „Zähne zeigen ... auch wenn es nicht die eigenen sind!“, so die Devise dieses badischen Robin Hoods mit der Pfeilspitze auf der Zunge. Der Weitgereiste wird auch die Lange Nacht des Kabaretts zum Ausklang am 13. Oktober mit bestreiten: an der Seite des kräftig-derben Musikkabarettisten Clemens Peter Wachenschwanz und seines schnurrigen „Schwarzwurzel“-Auflaufs, Peter Ensikats „Strauß bunter Neurosen“ und den zankenden und flirtenden Damen des Cottbuser Kabaretts „meck ab!“.
Im nächsten Jahr trumpft die Kabarettwoche nicht wie gewohnt als zusammen geschnürte Politsatire auf: Die Obelisker werden 30 und wollen dieses Jubiläum auskosten: mit Gastspielen häppchenweise.Heidi Jäger
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