Kultur: Zart, hart und heftig
Klaus Lage auf „Acoustic-Tour“ im Lindenpark
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Klaus Lage auf „Acoustic-Tour“ im Lindenpark Auf seine Stammanhänger kann man sich verlassen. Wusste vor einigen Tagen ein (Immer-noch-) Präsident und weiß auch Deutschrock-Urgestein Klaus Lage, wenn er zum Konzert in den Lindenpark lädt. „Deutscher Joe Cocker“ wird er ehrfürchtig genannt, auf über 25 Jahre Bühnenerfahrung kann er zurückblicken. In diesem Jahr erschien mit „Die Welt ist schön" sein 14. Album. Mit seiner charmanten Art gewinnt er das Publikum nach wenigen Minuten. Die anfänglichen technischen Schwierigkeiten scherzt Lage beiseite: „Live ist alles anders“, schmunzelt er, während Gitarrist Peter Wölpl die Tücken der Technik mittels Feedback-Attacke zu spüren bekommt. Zur weiteren Besetzung seiner Akustic-Band gehören Percussionist Thomas Simmerl und Keyboarder Bo Heart. Mit Letzterem hat Lage schon die überaus erfolgreiche „Live zu Zweit“-Tour bestritten. Lage macht es sich auf dem Barhocker bequem und kündigt einen Querschnitt der letzten 25 Jahre an. Zudem entschuldigt er sich, er sei etwas „abgenudelt“. Die Grippe habe ihn erwischt. „Wenn ich also nicht jeden Ton treffe, denkt ihn euch einfach.“ Machen wir, wie immer. Das Akustik-Gewand steht den Lage-Songs erstaunlich gut. Der Staub, der sich auf Titeln wie „Monopoli“ oder „Die Liebe bleibt“ abzusetzen drohte, wird durch das quirrlige Begleittrio weggeblasen. Dabei ist es besonders Bo Heart, dessen Tastensprünge den Unterkiefer immer wieder gen Boden ziehen. Lage zieht es indes immer wieder von seinem Barhocker und tanzbärig wippt er dann von einem Bein aufs andere. Dabei singt er von Taxi-Fahrten, Liebesschmerz, Warten und Toilettenkacheln. Selten eine Prise leicht verdauliche Sozialkritik, schließlich ist das Motto des Abends ja: „Die Welt ist schön“. Schwachpunkt des Konzerts ist wohl Lages eingedeutschte Version von Joan Osbornes „One of us“. Theatralisch vorgetragen, darf er sich bei derartigen Ausrutschern nicht wundern, bald neben „deutscher Joe Cocker“ auch den Titel „männliche Vicky Leandros“ zu führen. „Zurück zu dir“ mit seiner wunderschönen Klavierbegleitung und das mitreißende „Tante Lu“ entschädigen dann für diese Tortur. „Du bist zart und kräftig, hart und heftig.“, die Zuschauer sind textsicher mit dabei. Auch Lage gesteht danach ein: „Ihr singt ja besser als ich“. Stimmt. Aber das Reibeisenorgan des Klaus Lage ist (auch mit Grippe) einzigartig. 1000 mal gespielt, kommt Lage natürlich nicht umhin, „1001 Nacht“ zu spielen. Am Ende fragt er sich, was er wohl meinte mit der Textzeile „Es hat Zoom gemacht“. Egal. Die Fans tanzen und singen, wie vor 20 Jahren. Christoph Henkel
Christoph Henkel
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