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Kultur: Zauberhaftes Myanmar

Der Fotoclub Potsdam zeigt im Automobilcenter Impressionen von Georg Hollaz

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Unten glänzen die Nobelkarossen mit edlem Metallic-Lack und harren ihrer Käufer. Oben droht ein verrosteter gelber Pick up auseinanderzubersten unter der Last der vielen, farbenfrohen Menschen. Wie Ölsardinen quetschen sie sich in, auf und an den Auto-Dino, um sich auf die abenteuerliche Reise durch das Land zu machen. Keiner drängelt oder schubst, Gelassenheit gehört offensichtlich zur Weg begleitenden Reise-Philosophie.

Das Brandenburgische Automobilcenter – gleich neben dem Konsumtempel am Stern gelegen – ist derzeit eine spannende Adresse, um in ein Leben auch jenseits großer Limousinen und von Luxus einzutauchen. In einer Ausstellung des Fotoclubs Potsdam porträtiert der Meteorologie-Ingenieur Georg Hollaz das „Zauberhafte Myanmar“, wie das einstige Burma heute heißt. Auch dort gibt es Reichtum zu sehen: Riesige vergoldete Buddhas und himmelsstürmende Pagoden. Doch das Alltagsleben nimmt sich gegenüber diesem heiligen Prunk sehr schlicht aus. Da sitzt ein in sich gekehrter drahtiger Mönch im einfachen orangenen Gewand vor einem schwarzen Almosentopf und scheint die Zeit und das Leben um sich herum vergessen zu haben. Gern versorgen Gläubige die Mönche mit Essen und Trinken, um dem Nirwana ein Stück näher zu kommen. Mit Glockenschlägen verkünden die Mönche, wenn wieder eine gute Tat vollbracht ist. Aber auch abseits der buddhistischen Regeln gibt es Rituale, die sich über die Zeiten erhalten haben, wie das Schlagen des Getreides, um den Spreu vom Weizen zu trennen. Dichter Staub umhüllt die Bauern bei dieser kräftezehrenden Arbeit ...

Offensichtlich ist der Fotograf tief eingetaucht in das so andersartige, den Traditionen verhaftete Leben in Südostasien. Gern schaut man in die Gesichter mit den großen dunklen Augen und der unverstellten Neugierde und Offenheit. Einige Frauen und Mädchen haben helle Farbe auf die Wangen gelegt. Sie wurde aus dem Tanakabaum als Puder gewonnen, mit Wasser angerührt und schließlich als leicht duftendes Make up aufgetragen, mit desinfizierender und kühlender Wirkung zugleich. Interessiert folgt man den schriftlichen Anmerkungen des Fotografen zu seinen gelungenen Schnappschüssen, sensiblen Porträtstudien und Landschaften abseits ausgetretener Touristenpfade.

Es braucht größte Konzentration, um sich in die teils meditativen Stimmungen der Bilder hinein versetzen zu können. Leider schwimmen die Motive durch das stark spiegelnde Glas, hinter das die Farbfotos „gesperrt“ sind, geradezu weg. Das nimmt ihnen sehr viel von ihrer Wirkung.

Gerade solch“ atemberaubende Aufnahme, wie von der 1,2 Kilometer langen U-Bein-Brücke, der längsten Teakholzbrücke der Welt, braucht eine klare Rahmung, um Raum greifen zu können. Da stört jede irritierende Reflexion. Wie Scherenschnitte haften die von ihrer Arbeit kommenden Fußgänger und Radfahrer auf den hochgestelzten, säulenartigen Brückenpfeilern, die aus Überresten eines Königspalastes vor 200 Jahren errichtet wurden. Die untergehende Sonne spielt sanft mit den Wellen, Boote schaukeln im romantischen Abendrot. Eine das Leben atmende Idylle, der man sich gerne hingibt. Die Ausstellung ist wie ein Brückenschlag zwischen fernöstlicher Exotik und der Normalität des so anders gelebten Alltags. Heidi Jäger

Zu sehen bis 7. Oktober, Gerlachstraße 49-49, im Brandenburgischen Automobilcenter, neben dem Sterncenter.

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